Lebensweisheiten aus meiner Kindheit Teil 1

In letzter Zeit habe ich gemerkt, dass ich viele sinnvolle Lebensweisheiten von meinen Eltern mit auf den Weg bekommen habe. Einige dieser Weisheiten bringen genau das auf den Punkt, was ich in verschiedenen Kursen rund um das Thema Coaching und Lebensberatung gelernt habe. In dieser Blogreihe soll es genau um diese Weisheiten gehen. Und hiermit meine ich nicht so etwas wie „Solange deine Füße noch unter meinem Tisch stehen…“ sondern wirklich tiefsinnige Sätze über die ich mir noch heute Gedanken mache.

 

„Ich muss gar nichts, nur sterben muss ich irgendwann.

Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern wie ich als kleines Kind neben meinem Vater auf dem Sofa lag, an ihm zog und zuppelte und ihm mit den Worten „Du musst jetzt mit mir spielen!“ in den Ohren lag.

Mein geduldiger Vater antwortete in seiner gewohnt tiefenentspannten Stimme dann meistens „Ich muss gar nichts… nur sterben muss ich irgendwann.“

Schon als kleines Kind überlegte ich ob das wirklich so stimmte. „Aber Papa du musst doch auf Klo gehen.“ „Nein, das muss ich nicht, ich kann auch hier liegen bleiben… wäre dann vielleicht nicht so lecker aber es ginge.“

Ich überlegte weiter. „Aber Papa, du musst doch was Essen und was Trinken?“

Und mein Vater antwortete: „Auch das muss ich nicht, ich könnte auch einfach hier liegen  bleiben bis ich verhungere, womit wir wieder beim eigentlichen sind, außer Sterben muss ich nichts.“

 

Vom MÜSSEN zum WOLLEN

Ich denke jeder von uns kennt die Sache mit dem MUSS auch heute noch. Wie oft denken wir:
„Ich muss noch einkaufen…“
„Ich muss noch Wäsche waschen…“
„Ich muss noch die Akte fertig abarbeiten.“

Doch letztlich MÜSSEN wir das alles nicht. Wir tun es weil wir es wollen oder weil wir nicht mit den negativen Konsequenzen leben möchten.

So wäre es doch viel treffender sich zu sagen:
„Ich will noch einkaufen, damit ich morgen etwas Leckeres kochen kann“
„Ich will noch die Wäsche waschen, damit ich morgen ein frisches T-Shirt da habe.“
„Ich will die Akte noch fertig machen, damit mein Chef mich nicht anschnauzt.“

 

Diese neue Formulierung hat gleich mehrere Vorteile:

1. Wir werden vom Opfer der Umstände zum eigenständig handelnden Menschen

Wir müssen also nicht mehr einkaufen, waschen oder arbeiten weil eine höhere Macht es uns befiehlt und uns dazu zwingt. Nein es ist immer wieder unsere eigene Entscheidung!

2. Wir erlangen neue Motivation

Wenn ich sage: „Ich gehe einkaufen, um etwas Schönes zu kochen.“ wächst meine Motivation. Meine Gedanken richten sich auf mein Ziel: Das leckere Essen und nicht mehr auf die eventuell stressige Einkaufssituation.

3. Wir merken, dass wir manche Dinge vielleicht gar nicht tun müssen.

Wenn ich sage: „Ich will noch Waschen damit ich morgen ein frisches T-Shirt habe“ wird mir vielleicht in dem Moment bewusst, dass es gar nicht so dringend ist jetzt zu waschen. Denn es liegen ja noch genug T-Shirts da, die ich in der Tat noch einmal anziehen könnte.

 

Schon als Kind stellte ich also fest, dass mein Vater Recht hatte und formulierte meine Aufforderungen, sehr zur Freude meines Vaters, um: „Willst du mit mir spielen?“

Nur meine Mutter war nicht ganz so erfreut, wenn ich bei Aussagen wie: „Du musst noch deine Hausaufgaben machen“ oder „Du musst heute eine Jacke anziehen“ auf einmal begann mit ihr rum zu diskutieren… Aber das ist eine andere Geschichte.

Tipp:

Probiere es doch einmal selbst zu Hause aus. Ersetze in den nächsten Tagen jedes MUSS durch ein WILL und spüre wie sich die neu gewonnene Autonomie anfühlt.

Ich muss gar nichts, nur sterben muss ich irgendwann.

2 Kommentare zu „Ich muss gar nichts, nur sterben muss ich irgendwann.

  • 10. Mai 2018 um 13:26 Uhr
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    Toller Beitrag! Es stimmt, solche Sprüche, die mich als Kind genervt haben, kann ich nun mit ganz anderen Augen betrachten. Ich musste spontan an den Satz „Bis du heiratest, ist es wieder vorbei!“ denken. Etwas anders formuliert hat ein Coach ihn bei einem Anti-Stress-Kurs (oder sollte ich besser sagen: Kurs für mehr Gelassenheit?) vorgebracht: „Denkst du, es macht dir in fünf Jahren noch was aus (die Prüfung nicht beim ersten Mal zu bestehen, mich bei etwas blamieren o.ä.)?“

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    • 15. Mai 2018 um 17:24 Uhr
      Permalink

      Danke für das Lob!
      Ja auch die Frage, wie relevant ist diese Entscheidung / Handlung die ich heute tue in einer Woche, einem Monat oder einem Jahr, ist hilfreich 🙂 Vor allem dann wenn man Dinge als viel größer, bedeutender und angsteinflößender ansieht als sie eigentlich sind!

      Antworten

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