Wir wagen es. Das erste mal wollen wir mit unserer Tochter über Nacht wegfahren. Lange recherschiern wir ehe wir uns für eine Ferienwohnung in einem „Kindergerechten“ Campingplatz mit Streichelzoo und Kleintiergehege entscheiden. Direkt im Nachbarort wohnt meine Großcousine samt Familie auf dem familieneigenen Bauernhof.
Die Vorfreude steigt, ich male mir aus wie meine Tochter glücklich über den Bauernhof rennt. Weit und breit keine Autos nur wir und die Natur. Viel zu gucken und wenig Stress für Mama. 3 Tage vor Urlaubsbeginn bezweifle ich beim Blick auf die Wetterapp ob wir überhaupt fahren sollen. Schließlich sollen es über 30 Grad werden. Wetter dass ich früher über alles gehasst habe und nun zu schätzen weiß. Denn jetzt setze ich die Kleine einfach ins Planschbecken im Schatten auf der Terasse und sehe ihr bewundernd zu wie sie sich plötzlich 20 Minuten selbst beschäftigen kann. Und die arme Mama muss ja leider das Kind vor derm Ertrinken bewachen und ist daher in dieser Zeit von jeglicher Hausarbeit befreit.
Wir beschließen trotzdem zu fahren. Die Hinfahrt läuft gut, das Kind schläft wie geplant zum Mittagsschlaf im Auto ein und wir kommen gegen 14 Uhr auf dem Bauernhof meiner Cousine an. Hier wollen wir zunächst etwas bleiben, bis wir in die Ferienwohnung eincheken können. Die Fahrt im klimatisierten Auto mit schlafedem Kind war richtig entspannt, es kann also los gehen!
Sonne, Sonne überall Sonne!
Beim Aussteigen aus dem Auto, trifft mich die Hitze unvorbereitet. Ich sehe mich auf dem Bauernhof um. Es ist wunderschön hier, genau wie früher. Nur leider ist nirgendwo Schatten! Die Mutter meiner Cousine betet uns direkt ins Haus, was ich erst einmal ablehne, da ich vermute dass mein Kind nach 2 Stunden still sitzen erst mal laufen möchte. Doch die denkt gar nicht an laufen und bevorzugt unseren Arm. Also doch ins Haus. Schon im Flur wird mir bewusst – das wird ein stressiger Tag. Vermutlich war ich einfach viel zu lange nicht mehr in einer Wohnung in der keine kleinen Kinder leben. Mit großen Augen starre ich umher und bin überrascht wie viel Bodenfläsche diesen Menschen für Gegenständen zur Verfügung steht. Schon jetzt sehe ich vor mir, wie die Kleine – wenn sie dann mal zum Leben erwacht – hier alles aus und abräumen wird. Offene Regale weit und breit. Nervenkitzel!
Da ich kein Sitzkind habe, befindet sich bei uns zu Hause auf dem Boden und in Kinderreichweite nur Kindgerechter Kram. Zum Glück fremdelt die Maus weiter auf Papas Arm und macht keinen Anstand runter zu wollen. Da es mit dem Mittagessen noch etwas dauert gucken wir uns weiter den Bauernhof an. Während mein Mann sich begeistert den Garten zeigen lässt schleppe ich mein Kind bei 30 Grad durch die Gegend. Komplett durch geschwitzt beschließe ich das eine zweite Hausführung bei meiner Cousine doch keine schlechte Idee ist. Da kann ich sie wenigsten in der kalten Wohnung rumschleppen.
Rennen, rennen, rennen
Dachte ich… denn kaum sind wir im Haus taut meine Tochter auf! Sie hat die ungesicherten Treppen erblickt und stürzt sich voller Freude von meinem Arm direkt auf die unterste Stufe. Von nun an will sie nur noch Treppen laufen und hält von einer Hausführung auf Mamas Arm rein gar nichts. Überhaupt wozu braucht man Mamas Arm wenn man eigene Beine hat. Immer wieder fange ich sie ein und renne mit ihr unter Protest in die verschiedenen Räume bis sie nach ein paar Sekunden wieder von meinem Arm runter Richtung Treppe entkommt. Irgendwie waren diese Besuche ohne Kind echt etwas entspannter. Ach wie schön wäre jetzt so ein Sitzkind!