Schon in der Schwangerschaft habe ich mich immer wieder über die Instagram-Bilder aufgeregt. Damals waren mir vor allem die hoch schwangeren Muttis die sich bei 30 Grad im Schatten auf eine Blumenwiese geschleppt haben um ein tolles Babybauch-Foto zu machen, während ich nur noch mit Überleben beschäftigt war, ein Dorn im Auge.
Jetzt wo mein Kind 1 Jahr alt ist, ist es nicht besser. Diesmal geht es allerdings nicht um wunderbare Baby-Fotos, denn die sind mit einem Wuselkind sowieso nur Zufalls-Schappschüsse, sondern um die tollen Beschäftigungsideen aus dem Internet. Denn auf der verzweifelten Suche nach Beschäftigungsideen für ein einjähriges Kind bei Regenwetter bin ich mal wieder in der Pinterest-Parallelwelt gelandet.
Da nutze ich also die heilige Zeit des Mittagsschlafs und sehe auf Pinterest die wundervollsten Sachen. Eine Klopapierrolle, die an der Wand hängt, und durch die man Stifte werfen kann… Darunter der Kommentar: ich hätte nie gedacht, dass es so leicht ist mein Kind 15 Minuten zu beschäftigen!
Voll motiviert… und schnell enttäuscht
Nach dem Mittagsschlaf hole ich eine Rolle und hänge sie an die Wand. Mein Kind wirft zweimal einen Stift durch versucht dann ihre Puppe durch zu werfen. Nun ist sie frustriert weil das nicht klappt und reißt die Rolle ab. Immerhin sie war nun ganze 30 Sekunden beschäftigt…
Ähnlich ging es mir damals mit einem selbstgemachten Sensorikbrett als sie noch kleiner war. Babys die stundenlang auf einem Brett, das sich zusammen mit lauter Kleinteilen und Duschgel in einer Plastikhülle befindet, rum drücken, strahlen mich bei YouTube an. Ich bastele also so ein Brett und gebe es ihr. Sie beißt rein und ich rette sie im letzten Moment davor, sich am Duschgel und den Kleinteilen zu verschlucken…
Der nächste Versuch
Nun scrolle ich also weiter und finde den tollen Tipp, das Kind einfach mit Nudeln und Bechern zu beschäftigen. Kinder könnten stundenlang Nudeln von einem Becher in den anderen kippen, heißt es dort. Ich gebe meinem Kind also ein paar rohe Nudeln. Im Gegensatz zu gekochten scheinen diese sogar ihr Interesse zu wecken und sie versucht gleich abzubeißen. Ich versuche ihr klar zu machen, dass sie mit den rohen Nudeln spielen kann und sie nicht essen soll und gebe ihr um diese Intention zu verstärken noch 5 Tupperdosen. Jetzt habe ich Zeit zum Spülen, denke ich und freue mich. Eine Minute später sind die Nudeln weitläufig im großen Wohn-Esszimmer verteilt. Mein Kind steht Mal wieder weinend vor der Terassentür, weil es trotz 10 Grad und Regen lieber raus möchte und sich in der Blumenerde suhlen will, als mit doofen Nudeln zu spielen.
Letzte Hoffnung Lernturm
Nun kaufe ich also einen völlig überteuerten Lernturm. Im Internet wird er als die Lösung aller Beschäftigungsprobleme in de Küche angepriesen. Ich hoffe sie dort reinstellen zu können, und stelle mir vor wie sie mir idyllisch Löffel und Becher reicht während ich einen leckeren Kuchen backe. Der Lernturm kommt und meine Freude ist groß. Ich stelle sie dort rein und noch während ich das Gemüse aus dem Kühlschrank hole, hat sie alles in ihrem Umkreis auf den Boden oder in die Spüle geschmissen und versucht gerade aus dem Turm raus zu klettern. Ein Bein ist schon über der oberen Sprosse! Das hat ja wunderbar funktioniert! Ich hebe sie aus dem Lernturm und hole meinen Joker.
Die Joker!
Schon schnell habe ich gemerkt, dass es eine Sache gibt die mein Kind fast immer zufrieden stellt. Eine Sache die es in jedem Haushalt gibt und die nichts kostet. Sie sieht natürlich nicht so schön aus, wie tolle selbst gemachte Motorikbretter oder bunt gefärbte Eierkartons, in die die Kinder Bälle werfen sollen, aber sie erfüllt zuverlässig ihren Zweck! – Die Altpapierkiste! Davon schreibt niemand auf Pinterest. Mein Kind jauchzt vor Freude und leckt gerade glücklich und zufrieden die Anleitung des Corona Schnelltests ab während ich endlich drei Minuten Ruhe habe. Und wenn ich heute nochmal 3 Minuten brauche zücke ich den zweiten Joker, den es auf Pinterest nicht zu finden gibt und der mir täglich den Arsch rettet: die Tüte mit den Wäscheklammern!