Schwanger sein ist eine emotionale Herausforderung, schwanger sein während Corona erst Recht. Lange haben wir überlegt, ob man überhaupt während einer Pandemie ein Baby bekommen sollte. Doch wer weiß wie viel Jahre die Pandemie noch anhält?
Nun sitze ich hier also mit Baby im Bauch und Virus vor der Haustür und stelle fest, dass Corona natürlich auch Auswirkungen auf eine Schwangerschaft hat. Bevor ich schwanger war und vor Corona habe ich mir vorgestellt wie ich später als Schwangere über Babyflohmärkte bummele, meinen Rücken in der Emser Therme entspannte und wie mir mein Mann liebevoll bei allen Untersuchungen die Hand hält. Statt Babyflohmärkten kaufe ich nun halb Mamikreisel leer, statt Emser Therme gibt es ein Heizkissen auf dem Rücken und die Zeiten, in denen mein Mann mit zur Untersuchung durfte, sind nun auch vorbei.
Als Schwangere fühle ich mich eh oft alleine. Was abdrus ist, schließlich bin ich faktisch in meinem Körper nicht mehr alleine sondern zu zweit. Trotzdem überkommt mich immer wieder das Gefühl die hauptverantwortliche für das Baby zu sein. Was ja auch kein Wunder ist, denn ich habe die Schwangerschaftssymptome, ich habe eine Liste von 100 Sachen, die man in der Schwangerschaft nicht machen darf, und ich habe die Angst am Ende alleine im Kreißsaal zu liegen weil die Pandemie wieder ausartet. Klar ist die Schwangerschaft der Frau auch für den Mann eine große Umstellung, doch irgendwie ist er am Ende dann doch viel indirekter betroffen als die Frau.
Ein Kraftakt…
Ich habe das Gefühl als Schwangere während Corona muss man nochmal eine Portion Extra-Kraft mitbringen. Extra-Kraft, weil man nicht nur mit den Hormonen sondern auch noch mit der Corona-Depression kämpfen muss. Extra-Kraft weil die Ängste vor der Geburt unter unbekannten Umständen noch größer sind. Und eine ganz große Portion Extra-Kraft für einen optimistischen Blick in die Zukunft. Wenn ich die Nachrichten anmache und sehe, wie eine mutierte Version des Virus nun noch viel mehr Menschen ansteckt, wie die Eisbären aussterben und der Wald vertrocknet, habe ich manchmal fast schon ein schlechtes Gewissen, ein Baby auf diesen Planeten zu setzen. Schließlich will man nur das beste für sein Kind. Doch dann denke ich an all die Frauen, die im Krieg, auf der Flucht oder in Hungersnöten Kinder bekommen haben. Nur Dank dieser starken Frauen ist die Menschheit noch nicht ausgestorben. Was ist ein Lockdown verglichen mit einem Leben in einer Flüchtlingsunterkunft, in der du nachts Angst haben musst, dass dein Baby von Ratten gebissen wird.
Doch schwanger sein während Corona hat auch positive Seiten. Mein Mann ist die ganze Zeit im Homeoffice und kann mir immer helfen wenn ich Hilfe brauche. Mein Klo ist immer in der Nähe, wenn ich wieder unter Schwangerschafts-Pinkelitis leide. Wir haben Zeit ganz entspannt das Haus auszumisten und das Kinderzimmer einzurichten. Ich muss keine Termine wegen Schwangerschaftssymptomen wie Übelkeit und Co absagen, da ich Dank Corona eh keine habe. Und zu guter Letzt haben wir etwas, auf das wir uns sehr freuen und das uns Mut macht nicht den Kopf in den Sand zu stecken.