Will ich mein Handy zurück?
Es ist also soweit. Die Woche Digital Detox ist erfolgreich überstanden. Während wir unsere Ferienwohnung in Holland räumen, suche ich kurz mein Handy bevor mir wieder einmal einfällt, dass ich es ja gar nicht mit habe.
Schon am Vorabend liege ich abends wach im Bett. Plötzlich überkommt mich ein Gefühl der Angst. „Ich habe Angst vor meinem Handy morgen“ gestehe ich meinem Mann. „Ach was: du guckst mal kurz drauf und dann kannst du es ja wieder zur Seite legen“ antwortet mein Mann gelassen.
Eigentlich habe ich auch nicht wirklich Angst vor meinem Handy, sondern Angst vor der Ungewissheit wie es nun mit mir und dem Internet weiter gehen soll.
Die Woche hat mir viele Erkenntnisse bereichert und ich bin mir unklar, ob ich in Zukunft den Balanceakt schaffe. Ich möchte das Beste aus beiden Welten. Ich möchte nicht im ständigen Panikmodus sein. Ich möchte mich mehr mit analogen Dingen beschäftigen. Aber ich möchte eben auch wieder Podcasts zum Einschlafen oder Putzen hören, Dinge die ich nicht weiß schnell nachschlagen können, und meine Freunde schnell und unkompliziert erreichen.
Wie das Internet die Realität verzerrt
Eine weitere Erkenntnis die ich im handyfreien Urlaub erlangt habe, ist, dass wir ständig die Realität mit dem Internet vergleichen. Es ist schwer in Worte zu fassen, daher versuche ich ein Beispiel zu nennen:
Wenn ich einen Ausflug plane, sehe ich mir fast immer vorher die Internetseite des Ausflugsziels an. Ist sie ansprechend? Dann reise ich voller Vorfreude zu meinem Ziel. Ist sie veraltet, wenig ansprechend oder langsam, stelle ich meinen Plan in Frage oder besuche das Ziel erst gar nicht.
Wie im letzten Artikel beschrieben, wird auf der Suche nach dem „Besten“ also schon viel weg gefiltert.
Nun entsteht das folgende Problem:
Ich besuche voller Erwartung mein Ausflugsziel und beginne dieses mit den Eindrücken aus dem Internet zu vergleichen. Da ich ja nur die Sachen heraus gesucht habe die im Internet toll wirken, kommt es zu folgenden Möglichkeiten
1. Die Location ist wirklich so toll oder noch toller wie im Internet dargstellt und ich bin begeistert.
2. Der besuchte Ort ist nicht so schön, wie er im Internet rüber kommt, was mir vor allem durch den ständigen Abgleich mit dem zuvor gewonnen Eindruck bewusst wird.
3. Das Museum, Restaurant etc. spricht mich überhaupt nicht an, und dass wäre mir genauso gegangen wenn ich die Internetseite vorher nicht gesehen hätte, die Enttäuschung ist durch die positiven Bilder im Internet aber noch größer.
Hätte ich mich vorher nicht so ausgiebig informiert, wäre die Wahrscheinlichkeit für Punkt 2 vermutlich geringer gewesen, da ich völlig erwartungslos an die Sache heran gegangen wäre.
Von spontanen Entdeckungen und kleinen Enttäuschungen
So ging es mir mit einem wirklich schönen Bücherladen der sich in einer Maastrichter Kirche befindet. Ich war so begeistert von den Bildern im Internet, dass ich, als ich dann dort war, enttäuscht war. Mein Gehirn hat sie schon so sehr mit der Kombination Bücherladen in Kirche auseinander gesetzt, dass der überwältigende Überraschungsmoment weg war.
Es war trotzdem ein schöner Ort, doch frage ich mich ob ich mir mit der Recherche meine Freude nicht genommen habe?! Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob ich diesen Ort ohne Internet überhaupt gefunden hätte.
Die fehlende Überraschung und mangelnde Spontanität sind der Preis den wir für mehr Vorabinformation und mehr Planungssicherheit zahlen.
Die schönsten Dinge die wir im Urlaub gesehen haben, haben wir spontan und durch Zufall entdeckt. Der kleine Dekoladen in der Altstadt oder das nette Cafe waren reine Zufallsbegegnungen.
Ich bekomme mein Handy zurück
Als ich zuhause ankomme, habe ich mein Handy schon wieder vergessen. Erst mein Mann erinnert mich mit den Worten „Du darfst jetzt ja wieder“ daran, dass die Woche rum ist. Doch anstatt mich auf mein Smartphone zu stürzen, räume ich mit mulmigen Gefühl mein Koffer aus.
Schließlich wage ich es und ziehe das Handy aus der Nachttischschublade. Alles blinkt Updates, WhatsApp, Instagramm, E-Mails ich hab das Gefühl ich werde bekloppt und überfliege nur schnell ob irgend etwas wichtiges dabei ist. Nein – ist es nicht, auch wenn mein Handy mir mit all seinem Geblinke und Vibriere etwas anderes sagen möchte. Ich beschließe es erst einmal aus zu machen und in die Ecke zu legen.
Will ich mein Handy zurück? Ich weiß es nicht.
Da ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht weiß wie bzw. ob mein Handy und ich die Zukunft miteinander verbringen werden, steht die Frage erst einmal im Raum. Allerdings habe ich fest geplant in einem Monat einen Artikel darüber zu verfassen, was vom Digital Detox übrig geblieben ist.
Liebe Eva!
Ich fand deine Blogreihe sehr sehr interessant und habe sie neugierig verfolgt. Deine Schlüsse aus der digital fertig Woche waren wirklich erkenntnisreich. Oft fühle ich mich ebenfalks richtig gestresst von der ständigen Erreichbarkeit und alarmbereitschaft, in der man sich durch sein Handy iwie befindet.
Auf jeden Fall hast du mich dazu inspiriert vielleicht auch einfach mal das Handy bei Seite zu legen…
Deinen Blog fand ich wirklich super und schön und spannend geschrieben.
Liebe Grüße, Franzi
Hallo Franzi,
vielen Dank für deinen netten Kommentar. Jaja man gerät sehr schnell wieder rein in die Handyfalle wie ich momentan merke, aber immerhin schaffe ich es seit dem Detox auch mal „Handypausen“ zu machen. Meistens ist es ja doch nichts eiliges, was da auf einen wartet.
Viel Spaß weiterhin beim Lesen des Blogs 🙂
Liebe Grüße, Eva