
Traurigkeit
So leicht es mir an manchen Tagen fällt, die Sehbehinderung meines Sohnes zu akzeptieren, so schwer sind andere Tage
Besonders dann, wenn es ohnehin schon ein stressiger Tag ist, ich müde, gereizt oder angespannt bin. Müde, weil ich wieder nicht geschlafen habe – gut, das war bei meinem „gesunden“ Kind auch nicht anders –, gereizt und angespannt, weil dem Baby die nächste OP bevorsteht, weil das Bein und die Hüfte schmerzen vom Kindtragen und weil sich alles sowieso schon schwer anfühlt.
Dann reichen kleine Momente, die wie ein Stich ins Herz sind: ein einjähriges Kind, das freudig auf einen fünf Meter entfernten Hund zeigt, ein Kind, das glücklich auf einen einen Meter weit entfernten Gegenstand zukrabbelt – und alles in mir schreit: Dein Kind ist anders. Er sieht das nicht. Er wird es wohl auch nie sehen.
Nicht fliegen können
Und ich weiß, es ist eigentlich nur unsere total dumme Beurteilung, die denkt, irgendwas daran wäre schlimm oder traurig. Wenn ich ihn fragen könnte, weiß ich nicht, ob er traurig darüber ist. Vielleicht ist es so, wie wenn mich jemand fragt, ob ich traurig bin, weil ich nicht fliegen kann. Ja, klar wäre es cool, fliegen zu können – denke ich mehrmals am Tag darüber nach, wie es wäre, wenn ich es doch könnte? Nein!
Nette Begegnungen
Und mitten in der Traurigkeit kommen auch immer wieder diese liebevollen Begegnungen. Oft sind es Menschen, mit denen ich gar nicht viel zu tun habe oder die mir bis dahin noch nicht einmal sehr sympathisch waren. Die voller Liebe auf meinen Sohn zugehen, die mir liebe Worte dalassen, die mitfühlen. Was wäre nur, wenn ich dieses Kind nicht hätte? Dann wäre mir diese liebe Seite dieser Menschen ja nie bewusst geworden.