
Immer wieder werde ich gefragt, woran ich erkannt habe, dass etwas mit den Augen meines Babys nicht stimmt.
Ein Gefühl hatte ich schon früh, aber einige Anzeichen habe ich zunächst missdeutet und daher nicht richtig eingeordnet. Erst im Nachhinein ergaben sie Sinn.
Falls sich jemand von euch – oder jemand, den ihr kennt – fragt, ob sein Baby blind sein könnte, zeigt ihm gerne diesen Artikel. Je nach Krankheit ist es wirklich wichtig, dies früh zu erkennen.
Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern beruht auf unseren Erfahrungen. Für viele der genannten Punkte gibt es auch andere Erklärungen. Wenn ihr euch unsicher seid, geht zum Augenarzt!
1. Kopf zur Seite geneigt
Er hat den Kopf fast nie gerade gehalten, sondern immer zur Seite. Im Nachhinein weiß ich, warum: Der Anreiz, uns anzusehen, hat gefehlt. Ich dachte zunächst, er hätte vielleicht eine Blockade im Nacken oder Ähnliches. Meine große Tochter hingegen hat den Kopf immer mittig gehalten.
2. Ständig tränende Augen
Er hatte ständig tränende Augen. Auch das habe ich erst falsch gedeutet. Viele Kinder haben bei einer Erkältung tränende Augen, und da unser Baby durch die Wintermonate und seine große Schwester fast durchgehend erkältet war, schob ich die tränenden Augen darauf.
3. Unkontrolliertes Gucken
Er hat wirr durch die Gegend geschaut.
„Der ist nicht blind, der guckt doch!“, hieß es von allen Seiten. Ja, er hat geschaut – und zwar viel! Aber immer dahin, wo überhaupt nichts Interessantes war: nicht zu den Eltern, nicht zur Schwester – stattdessen gerne auf eine leere Wand.
4. Abends bessere Laune als am Tag
Normalerweise sind Babys tagsüber gut gelaunt, und abends beginnt das Schreien. Das war bei uns auch so – aber nur bis zu einem gewissen Grad. Irgendwann haben wir gemerkt, dass er sich abends viel schneller beruhigen ließ, wenn man sich mit ihm ins dunkle Schlafzimmer legte.
Damals dachte ich: Klar, da sind weniger Reize. Heute weiß ich, dass ihn dort einfach kein Licht geblendet hat.
5. Tagsüber die Augen zu, nachts die Augen auf
Während unsere große Tochter uns den ganzen Tag über mit großen, wachen Augen angestarrt hat, machte unser Baby tagsüber oft die Augen zu – auch dann, wenn es nicht geschlafen hat. Zum Beispiel auf dem Wickeltisch oder auf dem Arm.
Nachts, wenn nur ein kleines Lämpchen brannte und wir dachten, dass er schläft, weil er so ruhig war, sah er uns oft mit großen, weiten Augen an. Erst dachte ich, er schläft mit offenen Augen. Jetzt weiß ich: Es hat ihn einfach weniger geblendet.
6. Der Horror mit der Bauchlage
Ja, viele Kinder mögen die Bauchlage nicht. Doch unser Baby war wirklich hartnäckig. Es wollte nie auf dem Bauch liegen. Und wenn doch, dann hat es – anders als seine große Schwester, die fröhlich den Kopf gehoben hat, um alles zu sehen – den Kopf nur minimal angehoben, gerade einmal drei Zentimeter über dem Boden.
Heute weiß ich: Die Motivation für die Bauchlage kommt bei vielen Kindern durch das Sehen. Die Welt steht „richtig herum“, das finden sie spannend, und sie wollen mehr davon sehen.
Wenn man aber nichts sieht – warum sollte man sich dann in diese anstrengende Position begeben?
7. Kein Erschrecken
Immer wieder legte sich die große Schwester plötzlich ganz nah neben den Kleinen, fast Kopf an Kopf.
„Nein, nicht! Du erschreckst ihn, wenn du so nah bist!“, haben wir immer wieder gesagt.
Bis wir irgendwann gemerkt haben: Es erschreckt ihn überhaupt nicht. Im Gegenteil – er freut sich! Vermutlich, weil er auf diese kurze Distanz seine große Schwester überhaupt erst sehen konnte.
8. Riesige Augen
Vermutlich das auffälligste Symptom bei angeborenem Glaukom: wundervolle, große Teddyaugen.
Das fiel sofort auf – der Hebamme im Krankenhaus, der Hebamme zu Hause und allen Ärzten, die ihn gesehen haben. Aber: Viele Babys haben große Augen, und nur sehr wenige haben tatsächlich ein Glaukom.
9. Angst vor dem Spielbogen
Während meine große Tochter mit drei bis vier Monaten voller Freude nach den Spielsachen über ihr gegriffen und mit ihnen gewedelt hat, zeigte unser Baby überhaupt kein Interesse.
Eines Tages legte ich ihn unter den Spielbogen – und er schrie panisch auf, als er versehentlich gegen ein Spielzeug schlug. Kein Wunder: Er konnte es ja gar nicht sehen! Und vermutlich hatte er Angst, weil da plötzlich etwas war, wo seiner Wahrnehmung nach nichts sein sollte.
10. Spielzeug wird nicht angeschaut
Auch Spielzeug, das wir ihm vor die Augen hielten, interessierte ihn kaum. Wenn wir ihm etwas in die Hand gaben, hatten wir das Gefühl, dass er es ertastet, ohne es anzuschauen.
So viele Anzeichen – und trotzdem hat es gedauert, bis wir die Ursache erkannt haben. Babys kommen auf die Welt und sehen anfangs fast nichts. Deshalb fand ich es wahnsinnig schwierig, zu beurteilen, ob er gar nichts sieht oder einfach nur etwas langsamer in seiner Entwicklung ist.