
Anfang Januar haben wir endlich den lang ersehnten Termin zur U4. Heute soll sich alles klären. Mit mulmigen Gefühl betreten wir die Praxis und schildern unsere Beobachtungen.
„Wieso waren Sie denn nicht schon längst beim Augenarzt?“ fährt mich die Ärztin an.
Klar, denke ich. Warum mache ich nicht zwischen dem 20.12. und dem 5.01. einen Termin beim Facharzt aus? Das ist ja die perfekte Zeit dafür! Zumal bisher jede Untersuchung beim Kinderarzt unauffällig verlief.
„Er dreht sich auch nicht nach einem Geräusch um, aber ich bin sicher, er hört!“ sage ich.
„Na, dann auch gleich zum Pädaudiologen. Oder vielleicht direkt in die Kinderneurologie,“ schießt die Ärztin zurück. Sie redet mit uns, als ginge es um ein Stück Fleisch – nicht um unser liebes, süßes Baby.
„Also, wenn Sie beim Augenarzt XY in vier Wochen keinen Termin bekommen, weise ich Sie ins Krankenhaus ein – mit Kinderneurologie.“
Erfolglose Untersuchung beim Kinderarzt
Die Ärztin versucht, die Augen unseres Babys zu untersuchen. Doch er schreit und schreit, hat dabei natürlich die Augen fest zu. Als er sich kurz beruhigt, ist er schon fast am Einschlafen und will sie erst recht nicht öffnen.
„Tja, so kann ich ihn nicht untersuchen. Wegen der Erkältung geben Sie ihm mal abschwellendes Nasenspray. Alles Weitere sieht der Augenarzt – oder die Kinderneurologie.“
Ich denke: Was sollen wir im Krankenhaus beim Kinderneurologen, wenn unser Kind ein Problem mit den Augen hat? Ich atme tief durch, versuche ruhig zu bleiben.
„Naja, wenn Sie Glück haben, hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Oder er hat eben ein größeres Problem.“
Ein halbes Jahr Wartezeit beim Augenarzt
Deprimiert verlasse ich die Praxis und rufe sofort den empfohlenen Augenarzt an. Für gesetzlich Versicherte: Wartezeit sechs Monate. Was für ein Witz! Ein vier Monate altes Baby soll ein halbes Jahr warten – das ist länger als sein bisheriges Leben!
Ich widersetze mich den Anweisungen der Ärztin und rufe den Augenarzt meiner Freundin an. Total verzweifelt schildere ich die Situation. Wir dürfen übermorgen vorbeikommen! Was für eine Erleichterung!
In den zwei Tagen des Wartens male ich mir drei Szenarien aus:
- Best Case: Das Baby braucht eine Brille, und das war’s.
- Schlimmer Fall: Der Glaukomverdacht bestätigt sich, und wir können nur mit einer Operation auf Besserung hoffen.
- Worst Case: Mein Baby hat eine tiefgreifende Problematik, die ich noch nicht kenne und die mehrere Sinne betrifft.