Jahrelang habe ich mich danach gesehnt, endlich richtig mit meiner Tochter reden zu können. Jetzt, mit 3 Jahren, ist es soweit, und ich sehe mich tagtäglich einem Fragenhagel ausgesetzt.

„Frag lieber mal den Papa“

Los geht es schon am frühen Morgen. „Mama, wo ist der Mond hin?“, fragt meine Tochter und blickt besorgt aus dem Fenster. Tja, wo ist denn der Mond hin? Der war gestern Morgen doch noch hier zu sehen. Ich habe mal wieder keine Ahnung. „Ähm… vielleicht ist Neumond?“, versuche ich mich rauszureden, wohl wissend, dass mich das Ganze nur zur nächsten Frage führt. „Mama, was ist Neumond?“ – „Da sieht man den Mond nicht“, druckse ich herum. „Willst du nicht weiter frühstücken?“ Ablenkung hilft immer. „Aber der Mond ist weg!“ Ich ziehe den Joker: „Am besten fragst du heute Abend nach der Arbeit mal den Papa.“ – „Okay!“

15 Minuten später sitzen wir im Auto. Obwohl es nachts nicht geregnet hat, sind die Scheiben total nass. Muss irgendwas mit Tau zu tun haben. Ich weiß es auch nicht. „Mama, wieso sind die Scheiben nass?“ Oh nein, es geht wieder los. „Weil es heute Nacht kalt war?!“ – „Aber es hat nicht geregnet, trotzdem sind die Scheiben nass! Warum?“ Ehm… „Freust du dich schon auf den Kindergarten?“ Was habe ich eigentlich in meiner Kindheit bei der Sendung mit der Maus überhaupt gelernt, frage ich mich verzweifelt. Scheinbar nicht viel über Naturphänomene. Ich beschließe auch, diese Frage an meinen Mann auszulagern.

Was ist eine Beleidigung?

Am nächsten Morgen geht es munter weiter. „Mama, du bist ein Popel.“ – „Das sagt man nicht, das ist eine Beleidigung.“ – „Mama, was ist eine Beleidigung?“ Ha! Endlich mal eine Frage, die ich beantworten kann! „Wenn du jemandem etwas sagst, und den macht es dann traurig.“ – „Wieso traurig?“ Ehm, ja, wieso macht es mich traurig, Popel genannt zu werden? „Naja, Beleidigungen, das sind meistens Sachen, die nicht so schön sind. So wie Popel. Oder wie Kacka-Furz, was du gestern gesagt hast. Kacka und Fürze stinken, daher mögen die Leute es nicht – dann ist es eine Beleidigung.“ Was zur Hölle erzähle ich da eigentlich? „Mama, du bist ein Wohnzimmer!“ Ich gucke sie erstaunt an. „War das eine Beleidigung?“ – „Nein. Unser Wohnzimmer mag ich.“ Irgendwie scheint meine so tolle Erklärung nicht ganz aufgegangen zu sein. „Du bist eine Wand! Das?“ Verzweifelt sucht sie weiter. „Nein.“ – „Ah, jetzt weiß ich es: Du bist eine Paprika! Ich mag keine Paprika und du auch nicht. Das ist eine Beleidigung.“ Ich belasse es dabei. Denn folgt man meiner Erläuterung, hat sie ja vollkommen recht. Lieber soll sie im Kindergarten ein anderes Kind „Paprika“ nennen als „Kacka-Furz“ oder „Popel“.

Manchmal funktionieren die Erklärungen dann doch!

Andere Erklärungen hingegen funktionieren besser als erwartet. So bereiten wir die Große langsam auf die Geburt ihres Bruders vor. „Die Mama bekommt dann den Bauch aufgeschnitten und dann wird das Baby rausgeholt, weil es falsch herum liegt“, erkläre ich ihr. „Ich muss dann ein paar Tage im Krankenhaus bleiben, weil ich danach ein großes Aua am Bauch habe. Wenn die Babys richtig herum liegen, können sie aus der Scheide rauskommen und müssen nicht rausgeschnitten werden.“ Ich male ihr ein Strichmännchen mit Baby im Bauch auf, das einmal richtig herum und einmal falsch herum liegt. Sie scheint es zu verstehen und erklärt ihrem Bruder im Bauch regelmäßig, dass er sich doch besser mal umdrehen soll, damit er wie sie aus der Mama rauskriechen kann und nicht rausgeschnitten werden muss – bisher mit wenig Erfolg.

Warum ich keine Ahnung von nichts habe und eine Paprika bin

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