Gestern haben wir uns relativ spontan dazu entschlossen, einen Kreißsaal zu besichtigen. Noch war ich mir nicht sicher, wo ich entbinden wollte, nur eins war klar: Ich wollte nicht mehr zurück an den Ort des abgerissenen Notknopfes. Ein neues Krankenhaus muss her!

Auf zur Kreißsaal-Besichtigung

Da stehen wir nun also mit acht Paaren vor dem Kreißsaal. Allein das Wort macht mir etwas Angst, waren meine Erfahrungen bei der letzten Geburt doch nicht gerade die besten. Nach ein paar Minuten Warten dürfen wir rein. Ich kann noch gar nicht glauben, dass ich gerade mit meinem Mann zusammen einen Kreißsaal betrete. Das gab es zu Corona-Zeiten natürlich nicht. Weder zur Geburt noch zum Vorgespräch, und eine Führung gab es ja sowieso nicht.

Wir sehen uns die Räume an. Es sieht eigentlich alles ähnlich aus wie im letzten Krankenhaus, nur etwas gemütlicher. Gedämpftes Licht, persönlichere Atmosphäre, und zu meiner Verwunderung höre ich – obwohl zwei Kreißsäle gerade belegt sind – niemanden schreien. Entweder sind die Türen sehr gut schallisolierend oder das Schmerzmanagement hier ist besser als in dem Krankenhaus, in dem ich meine Tochter bekam. Denn dort wurde immer geschrien.

Luxus nichts als Luxus

Nach dem Kreißsaal sehen wir uns die Wochenbettstation an. „Hier ist die Teeküche, da können Sie sich jederzeit etwas zu trinken holen oder die Mikrowelle nutzen…“ gab es damals auch alles nicht… alles Virenschleudern. Ich weiß noch, wie ich damals – mit alle fünf Minuten Wehen – im „Aufenthaltsraum“ saß, um auf mein Bett im Dreibettzimmer zu warten. Der Aufenthaltsraum bestand aus einem freien Tisch für so Fälle wie mich und sehr vielen leeren Tischen mit Absperrband.

Weiter geht es. „Dann sehen wir uns mal ein Zimmer an. In der Regel haben wir Einbettzimmer, bei starker Belegung sind auch mal zwei Frauen auf einem Zimmer. Aber das ist sehr selten.“ Mir klingeln die Ohren. Ich kann es nicht glauben. Einbettzimmer?!?! Ich denke zurück an die erste Geburt. Wir lagen mit drei Frauen und drei Säuglingen in einem Zimmer, das gar nicht für so viele Personen ausgelegt war. Es schrie durchgehend mindestens ein Kind. An Schlaf, Ruhe oder Erholung im Wochenbett war überhaupt nicht zu denken. „Jedes Zimmer hat einen Wickeltisch“. Es wird immer besser. Ich musste mein Kind damals direkt nach der Geburt immer in den Versorgungsraum nebenan schieben, um es dort zu wickeln oder jemanden rufen. Dabei hatte ich noch Glück, dass unser Zimmer direkt neben dem Versorgungsraum lag und ich nicht kilometerweit über den Flur rennen musste.

Eine Geburt ohne Pandemie

„Hat noch jemand Fragen?“ „Wie sieht es denn mit Besuchszeiten aus?“, frage ich. „Die Väter sind jederzeit willkommen. Geschwisterkinder zwischen 10 Uhr morgens und 20 Uhr auch.“ Mein Gehirn, das im Kopf immer noch bei der Corona-Geburt hängt, kann das alles nicht fassen. Die Regeln damals: nur der Ehemann, 40 Minuten zwischen 14 und 16 Uhr und nicht parallel zu anderen Besuchern im Raum.

So ganz langsam wird mir bewusst: Das wird eine andere Geburt. Das wird eine Geburt ohne Pandemie. Ich weiß noch, wie ich damals das Krankenhaus verlassen habe mit den Worten: Ich werde erst wieder schwanger, wenn die Pandemie beendet ist. Vermutlich war das eine gute Entscheidung.

„In der Regel haben wir hier Einbettzimmer“

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