Nach nun fast 3 Wochen Liegen mit Kind ist es Zeit für ein erstes Zwischenfazit. Abgesehen von den Krankheiten, die mein großes Kind ausgerechnet jetzt getroffen haben, empfand ich die drei Wochen Liegen mit Kind bisher als weitaus angenehmer als das Liegen in meiner ersten Schwangerschaft. Ich versuche zu ergründen, wieso.
Ich war besser vorbereitet
In der ersten Schwangerschaft traf mich die Diagnose Cervixinsuffizienz wie ein Schock. Ich wusste nicht einmal, dass es Frauen gibt, die in der Schwangerschaft liegen müssen. Diesmal ahnte ich schon früh, dass es wieder so weit kommen würde. Für mich war es ein Grund, mit dem Kinderwunsch so lange zu warten, bis mein erstes Kind gut im Kindergarten angekommen ist. Liegen mit Kind und ohne Kindergarten ist nach wie vor unvorstellbar für mich.
Ich habe weniger Angst
Wie schon öfter geschrieben, habe ich inzwischen eine weitaus gelassenere Gynäkologin als damals. Hinzu kommt, dass ich mein erstes Kind trotz Cervixinsuffizienz am ET entbunden habe. Ich weiß also, die Diagnose heißt nicht automatisch Frühgeburt und ich weiß auch, es hilft wirklich zu liegen.
Ich habe mehr Mittel
Während bei meiner alten Gyn die einzige Therapie „Liegen und Magnesium nehmen“ war, nehme ich nun Magnesium, liege, nehme Progesteron, habe ein Cerclage-Pessar und nehme Bryophyllum. Dadurch fühle ich mich sicherer und weniger schlecht, wenn ich dann doch mal etwas mehr aufstehe.
Ich stehe mehr auf
Ja, auch das gehört zur Wahrheit. Bei der alten Gynäkologin hieß es: zur Dusche, zum Kühlschrank, zum Klo und das war es. Bei meiner neuen heißt es: „So viel schonen wie möglich, keine Hausarbeit, kein Kind tragen, immer liegen, wenn es geht – keine komplette Bettruhe“. Es ist mit Kind auch gar nicht möglich, sich so viel zu schonen, wie ich es in der ersten Schwangerschaft getan habe. Denn auch wenn mich meine Eltern und mein Mann überall unterstützen, bin ich ganz automatisch mit Kind viel mehr auf den Beinen. Das hat auch Vorteile – weniger Rückenschmerzen, weniger Grübeln, eine bessere Verdauung.
Ich genieße die Ruhe
In der ersten Schwangerschaft war Corona und Winter. Wenn ich eins genug hatte, dann Ruhe. Ich wusste von morgens bis abends nichts mit mir anzufangen. Jetzt, nach drei Jahren Mama-Sein, zelebriere ich die Ruhe auf meiner Couch. Endlich kann ich meinen Blog schreiben, Bücher lesen oder einfach nur den fehlenden Nachtschlaf aufholen. Ich weiß genau, bald ist damit wieder für viele Jahre Schluss, also sauge ich die Ruhe auf.
Ich habe mehr Sozialleben
Auch wenn ich nicht von meiner Couch wegkomme, ist alleine durch meine Tochter immer was los. Jeden Tag berichtet sie mir, was es Neues im Kindergarten gibt. Durch sie habe ich inzwischen viel mehr Sozialkontakte als noch vor 3-4 Jahren, die mich stets auf dem Laufenden halten und sich regelmäßig bei mir melden oder mich besuchen.
Ich rege mich über Schlafmangel nicht mehr auf
Während der ersten Schwangerschaft konnte ich abends überhaupt nicht schlafen. Wie auch, wenn man den ganzen Tag nur rumliegt. Das Ganze nervte mich massiv. Hinzu kam, dass ich oft morgens ab 4 Uhr hellwach lag und mich wahnsinnig darüber aufregte, nicht mehr schlafen zu können. Nach 3 Jahren mit meiner Tochter bin ich es nun nicht mehr gewöhnt, überhaupt mal mehr als 4-5 Stunden Schlaf nachts zu bekommen. Wobei ich diese momentan als luxuriös viel empfinde, da sie mir durch das viele Ausruhen am Tag fast schon ausreichen – zumindest im Vergleich zu früher mit 4-5 Stunden, Schwangerschaft und Kind hinterherrennen.
Wie man sieht, kann man jeder Situation etwas Positives abgewinnen und wenn man sich darauf fokussiert, geht das Leben leichter von der Hand.