Als wir uns dazu entschlossen haben, ein zweites Kind zu bekommen, kam in mir immer wieder die Frage auf, wie um Himmelswillen soll man es schaffen, das erste Kind nicht mehr zu tragen? Ich muss dazu sagen, dass wir uns ja schon in einer „relativ“ einfachen Situation befinden, weil die Große schon 3 Jahre alt ist und für Argumente wie: „Mama hat ein Baby im Bauch und kann dich nicht tragen“, durchaus zugänglich ist.

Ehrlich gesagt ist sie nicht nur zugänglich, sondern scheint wohl das Gefühl zu haben, dass Mama das Baby im Bauch als Universal-Ausrede verwendet. Und was bei Mama klappt, klappt bei der Barfußpiratin auch. Als wir letztens das Wohnzimmer putzen wollten, bat ich sie, ihre kleinen Kinderstühle in den Flur zu räumen. Doch was soll ich sagen, die Maus stand vor mir, streichelte ihren superdünnen Bauch und sah mich mit großen Augen an: „Ich habe ein Baby im Bauch. Ich darf nicht tragen!“

„Im Arm“ statt „Auf dem Arm“

Auch wenn die Barfußpiratin mit 3 Jahren schon sehr verständnisvoll für Mamas Gebrechen ist, gibt es natürlich Situationen, in denen sie auf Mamas Arm will. Wenn sie müde ist, wenn sie sich verletzt hat, wenn sie nicht weiter laufen will. Als ich einer Bekannten erzählte, dass ich die Kleine seit der Schwangerschaft so gut wie nicht mehr trage, fragte sie entsetzt: „Und dann lässt du sie einfach weinen?“ Natürlich nicht. Die Lösung ist einfach, wenn sie nicht zu mir hochkommen kann, komme ich zu ihr runter. Denn meistens geht es zumindest bei meiner Tochter nicht darum, auf dem Arm zu sein, sondern viel mehr in Mamas Arm zu sein.

Sie fällt hin, ich gehe zu ihr, setze mich neben sie auf den Boden und nehme sie in den Arm. Sie ist müde und will auf den Arm, ich setze mich mit ihr auf den Schaukelstuhl und nehme sie in den Arm. Für beinahe alle Probleme, bei denen es nur darum geht, in Mamas Arm zu sein, klappt das wirklich sehr gut.

Selbst laufen

Eine andere Sache ist das Laufen und nicht mehr laufen wollen. Für viele Mütter von 3-4-Jährigen Kindern, die nicht gerade laufbegeistert sind, besteht die Lösung darin, das Kind im Zweifel einfach ein paar Meter (oder auch mehr) zu tragen. Ehrlich gesagt habe ich damit schon vor der Schwangerschaft aufgehört. Denn auch wer nicht schwanger ist, profitiert nicht unbedingt von der ständigen Belastung für den Rücken. Da ich es aber auch nicht mehr einsah, ewig den Kinderwagen oder das Dreirad den Berg hochzuschieben, habe ich mit der Barfußpiratin „laufen geübt“

Ich habe versucht, immer größere Strecken zu Fuß oder mit dem Laufrad zurückzulegen. Während wir es anfangs gerade mal bis zum Nachbarshaus geschafft haben, ehe der flehende Ruf „Arm!!!“ kam, schaffen wir es heute immerhin bis ins Dorf und zurück. Meine Strategie: die Alternative zum Laufen ist nie der Arm, sondern immer eine Pause. Natürlich kann man so ein „Lauftraining“ nur durchziehen, wenn man genügend Zeit und Nerven hat, und natürlich war es vor allem zu Beginn geprägt von Quengeleien. Mein Wille war groß, denn erstens war uns schon, als ich damit anfing, klar, dass wir noch ein zweites Kind wollen, und zweitens ist es ja bekanntlich nicht so, dass ich ein Kind habe, dem es an Energie mangelt. Wer ohne Mittagsschlaf abends bis 21 Uhr Halligalli machen kann, der kann auch laufen!

Nach monatelangen stundenlangen Spaziergängen (der Höhepunkt waren 1,5 Stunden für 200 Meter) mit vielen, vielen Pausen, ist der Groschen dann irgendwann gefallen und es funktioniert. Das Kind läuft! Natürlich keine Kilometer weit und natürlich nicht, wenn es krank ist. Aber der Alltag ist zu bewältigen.

Wieso ich mein Kind nicht tragen will

Der ein oder andere fragt sich nun vielleicht, wieso ich das Kind nicht einfach trotz Schwangerschaft trage. Klar, für manche ist es auch eine Option. Doch da ich schon in der ersten Schwangerschaft mit verkürztem Gebärmutterhals wochenlang liegen musste, will ich nun alles tun, um dies zu vermeiden. Und auch mein Beckenboden freut sich, wenn er nur das Gewicht eines Babys, einer Plazenta, einer Gebärmutter und einer Fruchtblase und nicht noch das einer 3-Jährigen halten muss.

Zweite Schwangerschaft – Erstes Kind tragen?

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