Völlig ermüdet sitze ich auf der Couch. „Sticki! Sticki!“, ruft die Barfußpiratin und springt gut gelaunt auf mir herum. Mein Kopf brummt. Das Fieber ist dank Paracetamol gerade am sinken, mein Mann hat sich nach gestriger Dauerkind-Bespaßung eine halbe Stunde hingelegt.

Corona hat Einzug in unser Haus gehalten und ich frage mich wieviel Stickis ein Mensch am Tag kleben kann. Trotzdem bin ich froh um die „Stickis“, denn sie sind unsere letzte Hoffnung. Die letzte Möglichkeit das Kleinkind mit minimalem körperlichem Aufwand über 5 Minuten am Stück zu beschäftigen. Wir verkleben nun also die nächsten 100 Stickis. Ich frage mich, wann sind wir endlich raus, raus aus diesem Alptraum?

Ich sehne mich nach Netflix und Schlaf

Corona ohne Kind ist ja schon scheiße. Aber da könnte man sich ja wenigstens noch gepflegt auf die Couch legen und schlafen oder Netflix gucken. Stattdessen kämpfen wir uns im Schichtsystem durch den Tag. Wobei ich aufgrund von Fieber gestern fast frei hatte und heute zumindest noch Schonfrist. Unsere Tage sind zäh, so zäh wie Kaugummi. Ich frage mich wirklich wie die Eltern, dass vor 2 Jahren im „Dauerlockdown“ ausgehalten haben. Wir dürfen sogar raus solange wir niemand sehen. Also schleppen wir uns abwechselnd 2-3 mal am Tag mit dem Kind 100 Meter die Straße hoch und runter. Das Highlight des Tages sozusagen, danach sind wir selbst fix und alle und wollen nur noch ins Bett.

Gestern war die Barfußpiratin mal einen Tag selbst am fiebern, was natürlich doof war, aber immerhin dazu geführt hat, dass sie sich breit schlagen ließ 40 Minuten am Stück „den kleinen Maulwurf“ im TV zu gucken. Heute hat sie wieder ihr gewohntes Energielevel erreicht. Sobald ich den TV anmache guckt sie ihn entsetzt an, ruft „au!“ für aus und winkt. Wie kann ein Kind so wenig Bock auf TV haben. Also kleben wir Sticki um Sticki und ich feiere jede Sekunde die vergeht.

Alles egal

Eigentlich ist bald Heiligabend und ich freue mich schon seit Wochen darauf mit der Familie zu feiern. Doch nachdem der Coronatest heute morgen mal wieder nach 2 Sekunden knallrot positiv war, habe ich jegliche Ambitionen in diese Richtung verloren.

Ich blicke wieder auf die Uhr. Noch 10 Minuten dann kommt mein Mann zur Ablöse. Also noch circa 40 Stickis. Doch Stickis sind immer noch besser als die derzeitige Alternativbeschäftigung meiner Tochter, die darin besteht, dass wir ihr möglichst große Eistüten aufmalen und sie dabei jede Kugel einzeln bejubelt. Die Barfußpiratin fängt plötzlich an zu weinen und zeigt auf ihren Mund. Scheinbar hat sie Hunger. Ich habe inzwischen mit allem resigniert und ziehe ein Quetschi aus dem Schrank. Wenn das Kind schon niemand mehr sieht und rund um die Uhr mit ihren genervten Eltern rumhängt soll sie wenigstens ihren geliebten Quetschi bekommen.

Der Quetschi ist natürlich viel zu schnell leer. Also hole ich Puff-Snacks von DM. Kurz überfällt mich ein schlechtes Gewissen, weil ich keinen Obst-Teller herrichte, dann fallen mir die Worte meiner Mama ein: „Wenn alle krank sind geht’s nur noch darum irgendwie durch zu kommen.“ Ich steige also über die Berge an Sticki-Papieren, Buntstiften und Stempeln auf dem Boden und werfe meiner Tochter die Snacks zu. Hauptsache Ruhe. Hauptsache das Kind isst irgendwas. Hauptsache keine Diskussionen.

Corona mit Kleinkind – Sticker um Sticker um Sticker

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