Vor ein paar Tagen war ich im H&M. Ich muss sagen, ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nie so alt gefühlt. Aber alles von Anfang an. Da ich unter der tpyischen Mutti-Krankheit leide, die darin besteht, nur noch Geld für das Kind aber auf gar keinen Fall Geld für sich selbst auszugeben, wollte ich mir endlich mal was gönnen.

Ich habe keine Ahnung wann ich zum letzten Mal in einem H&M war. Es war auf jeden Fall vor der Schwangerschaft. Vermutlich sogar vor Corona. Also ist es schon sehr lange her. Damit ich den Plan auch wirklich durch ziehe, habe ich mir von meiner Freundin zum Geburtstag einen Gutschein gewünscht. Sonst würde ich das Geld am Ende ja doch wieder nur für Kinderkleidung ausgeben.

Die verzweifelte Suche nach einer Hose

Nun ist es also so weit. Ich betrete den Laden und sehe mich um. Mein Plan: Eine neue Hose kaufen. Ich brauche einfach nur eine Jeans, die etwas dicker ist und die bequem genug ist, um der Maus auf dem Spielplatz hinterher zu rennen. Eine Jeans in die meine kräftiger gewordene Hüfte ohne Probleme rein passt. Am besten Röhre oder zumindest gerade geschnitten. Ich sehe mich um. Von allen Seiten überfallen mich High Waist Hosen. Ich hasse High Waist. Ich fühle mich darin wie eine Presswurst. Noch dazu sind die Hosen alle super weit von oben bis unten. Die einzige enge Stelle ist am Unterbauch der Rest ist rießig.

Ich sehe sie überall von den Wänden starren. Junge Menschen Anfang 20 mit Marlene-Hosen, bauchfrei und darüber Pullover die irgendwo oberhalb des Bauchnabels enden. „Ihr bekommt doch alle eine Blasenentzündung!“ möchte ich ihnen von unten entgegen schreien. Das ist doch kalt am Bauch! Was bringt mit denn eine Winterjacke die über dem Bauchnabel endet? Ich fühle mich plötzlich alt. Sehr sehr alt. Ich erinnere mich, wie mir meine Mutter mit 14 verboten hat bauchfrei zu tragen. Wegen der Blasenentzündung!!! Und wie ich dachte, wie kann man nur so langweilig, uncool und alt sein.

Ich bin wie meine Mutter . . .

Ich suche weiter. Irgendwo muss es doch noch eine Hose für mich geben. Die nächsten Erinnerungen kommen hoch. Damals als ich 14 Jahre alt war und mit meiner Mama shoppen. Und es gab nur Schlaghosen und Baggy Pants und sie lief verzweifelt durch die Läden um eine „normale Hose“ zu finden. Und ich fühlte mich plötzlich so cool wie nie, da ihr spätestens beim Anblick all der Kleidung um sie herum klar werden musste, dass ihre Hosen komisch und meine Baggys und Schlaghosen normal waren. Ich fühle mich wie mindestens 50 und wühle verzweifelt zwischen all den High-Waist-Marlene Hosen herum. Da!! Da ist sie! Meine Hose. Ein dickes Schild „Mom-loose-fit“ prangt mir von einer gerade geschnittenen Jeans entgegen. Wunderbar da ich ja nun eingesehen hab, dass ich ne olle Muddi bin, ist das doch perfekt für mich. Ich schnappe mir die Hose und gehe Richtung Kabine.

Mein Körper – Ein Wunder der Natur

In der Kabine stelle ich fest, dass in die „Mom-loose-fit-Hose“ nicht einmal, eins meiner Mom-Beine bis zur Hälfte rein passt. Dabei habe ich schon die größte Größe gewählt. Ich sehe in den Spiegel und denke, ja so sieht man halt eben aus, wenn man vor 1,5 Jahren ein Kind bekommen hat. Zum Glück bin ich zufrieden mit meinem Körper. Ich bin stolz drauf, zu was er in der Lage war und ist. Ich hätte weder mir noch meinem Körper zugetraut 24h Wehen ohne PDA zu überleben. Meiner Blase hätte ich auch nie eine Füllung von 1,8 Litern ohne Platzen zugetraut und das meinem Gehirn auch nach 1,5 Jahre extrem Schlafmangel noch nicht abgestorben ist, grenzt an ein Wunder. Dieser Körper ist ein Mom-Wunderwerk und ja die Beine sind stoppelig, die Haare fettig und meinen Mom-Bauch möchte ich ungern bauchfrei präsentieren. Ich lege die Hose zurück und suche weiter.

Noch mehr Enttäuschung in der Unterwäsche-Abteilung

Vielleicht kann ich den Gutschein ja auch in schöne Unterwäsche investieren. Schließlich laufe ich seit der Schwangerschaft in super mega bequemer Stillunterwäsche rum und das obwohl ich nicht mal lange gestillt habe. Aber vielleicht ist es nun mal Zeit für etwas schickes. Ich blicke mich suchend um. Ich bin in der Push-Up-Hölle gelandet. Nun sieht mich ein junges Mädels in Marlene Hosen, oben rum nur mit einem dünnen Bustier begleitet, von der Wand an. „Deine Nieren!!!!“ denke ich. Auf dem Kopf trägt sie einen Hut, wie ich ihn mit 14 getragen habe und an den Füßen Buffalos. Es kommt alles wieder! Ich blicke die kleinen Stoff-Fetzen die vor mir hängen an, wie soll da meine Mom-Brust rein passen? Ich fürchte, ich bin einfach zu alt für diesen Laden.

Ich gebe auf

Schließlich tue ich, was ich nicht tun sollte und wandere mit meinem Gutschein eine Etage höher Richtung Kinderabteilung. Was für schöne süße Winterpullis! 5 Minuten später bin ich meinen Gutschein los und einen bunten Strickpulli in Größe 86 reicher. Shoppen kann so schön sein!

Muddi in der H&M-Teeniehölle

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