Es ist Sonntagnachmittag und mein Kind watschelt bei bestem Sommerwetter vergnügt durch den Garten. Fröhlich hebt sie die Gießkanne auf um sie nachdem sie, sie einmal quer durch den Garten getragen hat, abzulecken. Mein Mann beobachtet das Specktakel und ruft: „Nein das ist ba!“ Ich rufe ihn entsetzt entgegen: „Wieso darf sie nicht an der Gießkanne lecken? Wir müssen uns doch die „Neins“ für wirklich wichtige Situationen aufheben. Du weißt schon Blumenerde essen oder die Vogeltränke ausschlürfen.“
Opa der Erziehungsratgeber
Er lässt sie weiter lecken. Als ich schwanger war habe ich meine Eltern nach ihrem Erziehungsstil befragt. Ich habe mich mit diesem fast durchgehend wohl gefühlt, irgendwas scheinen sie also richtig gemacht zu haben. Mein Vater sah mich an: „Es ist ganz einfach: so wenig verbieten wie nötig, so viel erlauben wie möglich. Wenn verbieten dann konsequent.“ Ich war erfreut über diese auf den ersten Anblick „leicht umsetzbare“ Regel.
Nun da ich selbst Mutter bin, frage ich mich also mindestens 10 mal am Tag: Muss ich das jetzt verbieten? Ein klares „Ja“ gibt es wenn mein Kind, sich oder andere in offensichtliche Gefahr bringt. Also wenn sie z.b. auf die Straße läuft oder ein anderes Kind körperlich angeht.
Konsequent im Sandkasten
Als mein Kind eine ausgeprägte Sand-Werf-Phase hatte, fragte ich die Tagesmutter aus dem Dorf wie um Himmels Willen sie es geschafft hat, dass keines ihrer Tageskinder zwischen mit Sand wirft. „Beim erste Mal gibt’s ein nein, beim zweiten Mal ist der Sandkasten für den Tag gelaufen.“ offensichtlich verfolgt sie, dass selbe Konzept wie meine Eltern. Wenn Regeln, dann konsequent.
„Von außen wirkt dass vielleicht streng, aber nach spätestens drei Tagen hat es jedes Kind begriffen.“
Ich zog es genau so durch und es reichten zwei Tage. Andere empfinden dass vielleicht als zu streng, für mich war es der richtige Weg. Dafür halten mich vielleicht andere auch für bekloppt weil mein Kind das Wasser aus dem Planschbecken schütten, mit Snack im Mund durchs Haus laufen oder mit dreckigen Füßen durchs Wohnzimmer marschieren darf. Wenn es dann doch mal ein „Nein“ gibt, z.B. weil sie ihre Bausteine gegen die Glasscheibe wirft, schaut sie mich meist völlig entsetzt an, fängt an zu weinen und hört auf. Ich versuche sie dann zu trösten: „Ich weiß du würdest gerne weiter Steine gegen die Scheibe werfen, weil es dir richtig Spaß macht, aber dann geht die Scheibe kaputt. Guck mal wir können die Steine stapeln“ – Hier setze ich Trick 2 der Tagesmutter ein: Immer eine Alternative anbieten.
Klar klappt bei uns auch nicht immer alles wunderbar und meine Tochter hört nicht immer so fort auf jedes Nein, doch insgesamt fahren wir mit der „Gießkannen-Leck-Methode“ bisher ganz gut. Mal sehen was die Zukunft bringt.