Als Mama ist es scheinbar völlig normal, dass man ständig mit den gleichen Sätzen konfrontiert wird. Egal ob von Fremden, Bekannten, Verwandten oder Freunden. In manchen Punkten scheint sich die Welt einig zu sein.

1. Sie werden so schnell groß!

Ja auch ich war erstaunt wie schnell ich die komplette Garderobe meines Kindes in den ersten Monaten austauschen musste, weil ein Baby nun mal schnell wächst. Mit dem Satz: „Sie wachsen schnell“, hätte ich vielleicht auch gar kein Problem. Aber das „Sie werden so schnell groß.“ wird dann meist noch mit einem traurigen Seufzen vorgetragen, als wünsche man sich nichts sehnlicher als das kleine 3 Wochen alte Würmchen, dass nur heult, frisst und schläft zurück.

Ich bin froh, diese Zeit hinter mir zu haben und freue mich über jeden Punkt neuer Selbstständigkeit. Mir kommt die Zeit auch nicht schnell vor. Im Gegenteil die Tage ziehen sich wie Kaugummi. Wer das nicht glauben kann, kann sich gerne mal einen Tag lang mit einem 11 Monate alten Baby das zahnt, maximal 30 Minuten am Stück schläft und eine Aufmerksamkeitsspanne von vielleicht 3 Minuten hat beschäftigen. Mit Me-Time in der die Zeit ja bekanntlicherweise verfliegt (Netflix bingen, surfen, Hobbys nachgehen) ist sowieso nichts mehr. Das einzige was schnell vergeht, sind die Minuten in denen das Baby schläft. Selbst wenn ich um 9 ins Bett gehe, habe ich um 7 Uhr morgens das Gefühl die Nacht war nur 5 Minuten lang. Diese schöne Zeit in der man das Baby zumindest nicht entertainen muss, sondern „nur“ alle Minuten-Stunden streicheln muss, bis es wieder einschläft.

Irgendwo habe ich mal den Spruch gehört: „Mit Kindern vergehen die Jahre im Fluge, doch Augenblicke werden zu Ewigkeiten“, den finde ich doch etwas passender.



2. Ihr wolltet ja ein Kind, wieso beschwert ihr euch

Auch eine tolle Aussage. Wenn man da steht und völlig müde und fertig mit den Nerven ist. Ja wir wollten ein Kind. Wussten wir vorher was das für unser Leben bedeutet? Nein! Wusste ich vorher wie wenig mein Kind schläft und wie schlecht es isst? Konnte ich mir vorher auch nur annähernd vorstellen, wie sich mein Leben mit Kind verändern wird, NEIN! Würde ich mein Kind jetzt wieder abgeben wollen, NEIN! Ja ich wollte ein Kind, ja ich liebe Mein Kind, doch nur weil ich es wollte und liebe, darf es trotzdem anstrengend sein. Vielleicht helfen hier ein paar Beispiele jenseits der Babywelt: Darf ich wenn ich einen großen Garten habe von der Arbeit genervt sein? Ja! Darf ich wenn ich mit 40 Grad Fieber im Bett liege, genervt sein, weil ich mit dem Hund Gassi gehen muss? Ja! Darf ich genervt von meinem Job sein, auch wenn ich ihn wollte? Ja!

Meine Mutter sagte schon oft eine passende Alternative zu mir: „Ich weiß es ist anstrengend, aber ihr schafft das. Und du wirst nie bereuen dieses Kind bekommen zu haben.“


3. Aber Hauptsache gesund!

Eine weitere Reaktion die man gerne entgegen geschleudert bekommt, wenn man mit großen Augenringen morgens um 7 den Kinderwagen durch die Gegend schiebt. Es gab wieder kaum Schlaf, man selbst har nur noch Kopfschmerzen und ist fertig. Aber was solls, Hauptsache Gesund!

Und was ist denn wenn das Baby nicht gesund ist? Manche Krankheiten sieht man von außen überhaupt nicht. Wie kommen also Fremde dazu solche Sprüche abzulassen. Sieht man einem Baby an, ob es nach der Geburt vielleicht fast gestorben wäre? Ob es taub ist? Ob es einen Herzfehler hat? – Nicht immer. Und dann bekommt man solche tollen Sätze zu hören. Und auch für Eltern mit sichtlich kranken Kindern ist der Satz doch nur deprimierend.

In einem Vortrag zum Thema positive Sprache habe ich einmal den Satz „Hauptsache geliebt“ gehört. Ein wie ich finde, positiverer Satz als „Hauptsache gesund“




4. Schreien ist gut für die Lunge!

Ein Satz der wohl auch eher aus der Verzweiflung geboren ist. Gerade die ältere Generation, lässt bei Anwesenheit eines schreienden Babys im Raum gerne mal diesen tollen Spruch fallen. Der einzige Schrei der wirklich gut für die Lunge ist, ist der erste Schrei nach der Entbindung. Alle weiteren Schreie sind Hilferufe des Babys. Das Baby hat Hunger, Schmerzen, ist unzufrieden, überlastet was auch immer, aber es macht ganz bestimmt kein Lungentraining!

Tja hier fällt mir auch keine Alternative ein. Wenn mein Baby schreit, versuche ich immer mir zu denken, dass es mich so wenigstens darauf aufmerksam macht, dass es ihm nicht gut geht. So kann ich helfen und das Baby leidet hoffentlich bald weniger. Sei es durch füttern, trösten, da sein, beruhigen oder ablenken.



5. Dein Kind hat dich gut im Griff

Wenn du dich also dagegen entscheidest dein Kind schreien zu lassen, und lieber versuchst seine Bedürfnisse zu befriedigen, die es ja offensichtlich hat, sonst würde es ja nicht schreien – dann steht für viele Menschen fest – dein Kind hat dich gut im Griff!
Wenn du deinem Baby dann noch mit der Windel hinterher rennst, dann hat es dich nicht nur im Griff sondern: „Du bist ein Sklave deines Kindes“. So sagen es zumindest andere. Oft folgen dann tolle Ideen wie man die Situation anders lösen kann. Diese grenzen leider an psychische Gewalt (lass es schreien!) Oder an physische (dann drückst du es so fest auf die Wickelkommode bist es weiß wer der Boss ist).


Positiv formuliert könnte man hier so etwas sagen wie: „Du gehst total gut auf dein Kind ein“. Denn nichts anderes tue ich, wenn ich mein Kind beginne im Stehen zu wickeln und es dabei abzulenken, sie aus dem Hochstuhl zu holen, wenn sie weint oder sie zum Schlafen zu bringen wenn sie müde ist.

Sie werden so schnell groß! – Sätze die mich nerven.

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