Die nächsten Tage vergehen und ich bin alle 3 Stunden damit beschäftigt Milch abzupumpen. Zwischendrin versuche ich mein Baby anzulegen und weine vor Schmerzen. Also gönne ich mir eine Pause vom Stillen und pumpe und pumpe und pumpe. Da mir eine elektrische Milchpumpe Angst macht, pumpe ich weiter mit der Hand und bin nahe der Sehnenscheidenentzündung. Also muss doch ein Rezept für die elektrische Pumpe her.
Pumpen, pumpen, pumpen
Mein Mann zieht los und holt die riesige Pumpe aus der Apotheke ab. Wenn ich sie auf eine der niedrigsten Stufen einstelle, halte ich die Schmerzen gut aus. Allerdings brauche ich für beide Brüste nun doppelt solang wie vorher. Also kaufe ich einen zweiten Aufsatz und pumpe doppelt ab. Ich bin inzwischen nur noch genervt. Nachts pumpe ich ab, während mein Mann die zuvor abgepumpte Milch an mein Baby verfüttert. Traurig sitze ich um 3 Uhr nachts auf einem Stuhl neben dem Bett, fühle mich wie eine Kuh und sehe meinem Mann neidisch dabei zu, wie er mein Baby füttert. Doch wenn ich nachts mein Baby füttern wollen würde, müsste ich nachts noch viel mehr wach sein, weil ich dann nachts pumpen und füttern müsste. Und während ich pumpe könnte mein Baby wegen der Lautstärke nicht schlafen oder ich müsste den Raum verlassen. Da ich selbst mit den neuen Doppelpumpset 20 Minuten brauche für eine Menge von der mein Baby kaum satt wird, kommt das erst mal nicht in Frage. Ich fühle mich falsch. So soll das alles doch nicht sein? Ich sollte doch nachts kuschelig mit meinem Baby stillend im Bett liegen und nicht mit schmerzendem Rücken an einer Melk-Maschine sitzen?
Ich fühle mich wie eine Versagerin
Meine Gefühl, versagt zu haben wird größer. Nicht nur, dass ich mich die ersten Wochen kaum um mein Baby kümmern konnte, weil ich ständig Schmerzen hatte, nun kann ich es nicht einmal mehr richtig versorgen. Ich pumpe noch öfter ab um die Milchproduktion anzukurbeln. Ich habe nun das ehrgeizige Ziel mein Baby zumindest von der Muttermilch satt zu bekommen, wenn auch über das Abpumpen. Also verbringe ich gefühlt die Hälfte des Tages mit Abpumpen, Pumpe reinigen und Flaschen spülen und entferne mich dabei immer mehr von meinem Baby. Denn während ich pumpe habe ich keine Hand frei um sie zu beruhigen, ich kann nicht mir ihr spielen und nicht für sie da sein. Mein Mann kümmert sich ständig um sie. Dazu hat die kleine nun typische Blähungskoliken und schreit sich immer wieder die Seele aus dem Leib. Kurz gesagt ich bin absolut am Ende.
Der nächste Stillversuch
Ich beschließe mir ein Wochenende zu geben und es nochmal mit dem Stillen zu probieren. Ich googele alle Tipps die ich finden kann und wende sie alle an. Die ersten Versuche laufen holprig, dann klappt es tatsächlich ganz gut. Ich freue mich richtig wenn das Baby Hunger hat. Genieße die Innigkeit. Packe alle Milchflaschen und Pumpen weg, und erwische mich selbst dabei wie ich denke: „Flaschenmamas haben es einfach nicht gut genug probiert!“ Die Flaschen in der Küche sind für mich ein Ausdruck des Versagens aus einer Zeit die nun hinter mir liegt. Jetzt wo ich endlich wieder stillen kann.