Vor der Geburt macht man sich wohl jede werdende Mutter so ihre Gedanken: Wo soll das Baby schlafen? Wie läuft es mit dem Schnuller? Was wenn es mit dem Stille nicht klappt? Man scheint den perfekten Plan zu haben, nur um ihn dann gekonnt in wenigen Tagen über den Haufen zu werfen. Hier lest ihr 4 Dogmen die ich in kürzester Zeit verworfen habe.
1. Mein Baby schläft im Beistellbett
Ja ja, was habe ich mir für Gedanken gemacht. Der plötzliche Kindstod wird sofort über mein Baby kommen, sobald auch nur ein Kuscheltier ihr Beistellbett betritt. Decken sind natürlich strengstens verboten. Da kann ich mein Baby ja gleich aus dem Fenster schmeißen! Um so verwunderter war ich, als ich auf der Wochenbettstation angekommen, meine Tochter in einem Beistellbettchen samt Bettdecke gebracht bekommen habe. Alles Mörder!
Als ich wieder zu Hause war, war ich so kaputt, dass wir kurzer Hand beschlossen haben alle zusammen im Wohnzimmer zu schlafen. Ich hätte es einfach nicht geschafft mehrmals in der Nacht die Treppe zum Klo hoch und runter zu gehen. Da das Beistellbett aber fröhlich oben im Schlafzimmer stand, war sofort klar, unser Baby schläft mit uns auf der Couch. Und so liegt sie bis heute zufrieden und glücklich zwischen uns im Bett, was den großen Vorteil hat, dass sowohl ich als auch mein Mann nachts „Zugriff“ auf sie haben und uns um sie kümmern können. Es brach mir fast das Herz als ich sie eine Nacht auf Grund der Impfreaktion meines Mannes sicherheitshalber ins Beistellbett gelegt habe. So ein kleines Baby in so einem großen Bett. Wie eine Bekloppte lag ich ganz nah an der Bettkannte und hielt die ganze Nacht ihre Hand.
2. Mein Baby bekommt keinen Schnuller
Mit dem Thema Schnuller habe ich mich vor der Schwangerschaft gar nicht auseinander gesetzt. Babys haben halt einfach Schnuller, dachte ich. Das gehört so dazu, wie alte Leute einen Spazierstock haben. Aber falsch gedacht. Schnuller sind gerade bei den Hebammen verpöhnt. Denn wer dem Baby einen Schnuller gibt, der braucht nicht erwarten, dass das Baby jemals noch einmal an die mütterliche Brust möchte! Stichwort: Saugverwirrung (Dazu wird es bei Zeiten nochmal einen neuen Blogartikel geben). Also haben wir all die geschenkten Schnuller (ganz große Saugverwirrer!) und die zwei selbst gekauften Schnller (mittelgroße Saugverwirrer) in eine Kiste gepackt und zwei Wochen ein fröhliches Leben mit einem schnullerfreien Baby gehabt. Dann gingen die 3-Monats-Koliken los und nach 3 Stunden singen, tragen, streicheln, füttern, wickeln, gut zu reden, in den Arm nehmen und Co sahen mein Mann und ich uns verzweifelt an und kapitulierten: „Wir holen den Schnuller“ stand fest. Schuldbewusst legten wir ihr den Saugverwirrer in den Mund und hatten 10 Sekunden später 5 Stunden lang Ruhe, bis unsere Tochter wieder Hunger bekam.
3. Ich pumpe nicht ab
Ob ich stillen will oder nicht war mir vor der Geburt nicht klar. Doch eins war mir klar, nie im Leben würde ich abpumpen. Ich bin doch keine Kuh, dachte ich mir, wenn ich Frauen in vorwiegend amerikanischen Serien beim Abpumpen gesehen habe. Wieso sollte ich mich also an eine Melkmaschine begeben? Doch Lena war keine Woche alt und ich musste abpumpen, denn durch das ganze Wochenbettdesaster (auch hier zu wird es noch einen Blog geben) standen einige Arzttermine an, zu denen ich in meinem Zustand und zu Pandemiezeiten unmöglich ein Säugling mitnehmen konnte und bevor ich meiner Tochter jemals die fragwürdige Flaschennahrung geben würde, würde ich doch lieber abpumpen… Heute bin ich im Dauer-Abpump-Modus (aber auch hier zu wird es noch den großen Still-Blog geben)
4. Ich gebe keine Pre-Nahrung!
Damit sind wir auch schon beim vierten Punkt. Nach dem ich auf die Inhaltsstoffliste der Pre-Nahrung geguckt habe, war mir schnell klar, mein Baby soll keine Flaschenmilch bekommen. Als ich dann allerdings nach einem Milchstau heulend vor dem Kinderwagen stand weil ich vor Schmerzen nicht stillen konnte und beim Abpumpen einfach keine Milch mehr kam, griff ich voller Scham zur Flasche. Über Stunden hatte ich mich noch mit der wenigen abgepumpten Milch gerettet ehe mein Baby nur noch vor Hunger schrie. Bis heute frage ich mich wieso ich so eine Scham dabei hatte ihr einfach eine Flasche zu geben? Kurze Zeit später war mein Kind satt und glücklich und die Milch floss wieder…
Der Artikel soll nicht sagen, dass mein Weg der richtige ist. Im Gegenteil er soll zeigen, dass es einfach immer wieder neue Situationen gibt die neues Handeln oder auch mal das Überwerfen von alten Ideen erfordern. Der Weg ist nicht starr oder gerade, er passt sich immer wieder der neuen Situation an. Vielleicht liegt Lena schon morgen nicht mehr im Beistellbett, vielleicht habe ich das Abpumpen schon in ein paar Tagen satt, jede Situation erfordert ihre individuelle Lösung. Dabei darf man sich frei von „richtig“ und „falsch“machen.