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„Bad war nicht so gut?“

Ich beschließe meine letzte Kraft zusammenzunehmen und mich aus der Wanne zu hieven. Ich muss es schaffen. Egal was danach passiert. Vielleicht gibt es ja doch noch die PDA. Der Gedanke an eine mögliche PDA setzt neue Kräfte in mir frei. Ich schaffe es raus aus der Wanne und erblicke einen Notschalter neben dem Klo. Ich drücke gleich drei mal drauf ehe ich mich auf einen Hocker neben dem Waschbecken fallen lasse. Wie soll ich es schaffen mich abzutrocknen oder anzuziehen? Wenigstens eine Unterhose wäre doch mal was. Die Hebamme kommt. „Bad war nicht so gut?“, fragt sie und guckt erschrocken in die Wanne, in der Notknopf und Duschbrause liegen. „Nein“, sage ich. Sie hilft mir in Unterhose und Unterhemd und stützt mich auf dem Weg zurück in den Kreißsaal. „Was ist mit der PDA?“, bringe ich irgendwie aus mir raus. „Frau Dötsch, es ist zu spät für die PDA. Wenn wir die jetzt machen, gefährdet das nur ihr Kind und zögert die Geburt unnötig lange heraus. Sie haben es ja schon fast geschafft.“ Tja so geht es. Vor 2 Stunden hieß es, es sei keine Geburt in Sicht und nun ist es zu spät für die PDA. Eigentlich war es mir ja schon klar, trotzdem bin ich extrem frustriert. Wie soll ich denn die Schmerzen ohne PDA weiter aushalten?

„Wo ist überhaupt ihr Mann?“

„Wo ist überhaupt ihr Mann?“ fragt die Hebamme. „Zuhause. Geburt geht erst morgen los…“ murmele ich halb tot. „Rufen Sie sofort ihren Mann an.“ ich starre auf mein Handy. Wie wählt man eine Nummer? Ich schaffe es WhatsApp zu öffnen und schreibe zwei Worte: „Komm her“. Dann lasse ich das Handy fallen und begebe mich auf die Gebärliege. Die Hebamme fragt wie lange mein Mann brauchen wird. Ich schätze 20-30 Minuten. Auf der Liege angekommen schließe ich die Augen und lasse alles nur noch über mich ergehen. Die Augen zu schließen, ist mein alt bewährtes Konzept um schlimme Dinge besser zu ertragen. Schon im Fantasialand habe ich den Freefall Tower nur mit geschlossenen Augen überlebt.

Die Hebamme nimmt mir die Brille ab und schließt das CTG an. Ich mache was sie sagt. Drehe mich und presse und drücke und atme. Sie sagt: „Bald ist es da!“. Es ist circa 23:30Uhr und ich denke: „nein mein Mann ist noch nicht da“ also höre ich auf zu pressen. Ich hoffe er hat die Nachricht überhaupt gelesen und ich hoffe er ist nicht irgendwo im Schnee verunglückt. Ein paar Minuten später höre ich wie die Hebamme meinen Mann rein lässt. „Den Coronatest machen wir im Kreißsaal“, okay scheinbar dauert es wirklich nicht mehr lange. Mein Mann kommt rein und es fallen tausend Lasten von mir ab. Er setzt sich neben mich und hält meine Hand. Ich presse weiter und erquetsche seine Hand dabei fast. Jetzt darf das Kind gerne kommen.

Geburtsbericht Teil 4

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