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„Was ist denn eigentlich mit ihnen?“

Schließlich steht eine andere Hebamme im Raum. „Was ist denn eigentlich mit ihnen?“, fragt sie mich. „Keine Ahnung“, antworte ich. Ich frage mich auch, was mit mir ist. Angeblich geht die Geburt ja nicht vor der Morgenvisite los. „Wann war denn die letzte Untersuchung und was haben die gesagt?“ „Vor einer Stunde oder so … Ein paar Wehen, aber der Muttermund sei geschlossen.“ bringe ich mit letzter Kraft raus. „Darf ich sie nochmal untersuchen?“, fragt sie mich. Auch wenn ich die Untersuchung als extrem unangenehm empfinde, schreie ich freudig: „Ja bitte“, denn irgendetwas kommt mit seltsam vor. Es kann doch nicht sein, dass der Muttermund komplett zu ist und ich quasi seit heute Morgen Wehen habe. Ich gehe wie parallelisiert auf die Liege. Die Hebamme tastet mich ab. Es schmerzt. Aber da alles schmerzt, ist das nun auch egal. „Also wenn mich nicht alles täuscht, ist der Muttermund 7 cm offen.“ 7 cm? Ich schlucke. Dann ist das Kind ja jeden Moment da? Auf der einen Seite freue ich mich schon 7 cm geschafft zu haben, auf der anderen Seite denke ich an meinen Mann, der im Schnee zu Hause im Bett liegt und schläft, denn „Die Geburt geht frühestens morgen früh los“ und ich denke daran, was mir meine Hebamme zur PDA gesagt hatte. „Die muss man zum richtigen Zeitpunkt geben, wenn der Muttermund zu weit offen ist, schadet sie mehr als das sie hilft.“

Das dritte mal Baden an einem Tag

Die Hebamme ist sich nicht ganz sicher ob der Muttermund wirklich so weit offen ist und schickt mich in die Badewanne. Da ich heute ja eh schon mehrere Stunden in der Badewanne zu gebracht habe, stimme ich dem Vorschlag zu. Die Wanne ist in einem kleinen Raum ohne Fenster. Ich sitze auf dem Klo und starre die Wanne an. Das Wasser fließt langsam ein. Die Hebamme macht Lavendel dazu. Als wäre das hier eine Welnesskur und als hätte ich nicht gerade die schlimmsten Schmerzen meines Lebens. Völlig fertig sitze ich dort und überlege wie ich die Energie aufbringen soll vom Klo bis in die Wanne zu kommen, wo ich mich doch vor Schmerzen nicht mehr bewegen kann. Ich sehe es schon kommen, gleich läuft die Wanne über und ich sitze davor. Ich lege mein Handy auf den Badewannenrand, in der Illusion, dass die Schmerzen in der Wanne weggehen und ich dann Podcast hören kann. Was ein Irrglaube.

Kurz bevor die Wanne überläuft schaffe ich es mich auszuziehen, in die Wanne zu gehen und den Hahn abzudrehen. Dort sitze ich, nein ich kauere. Denn ich traue mich nicht, mich dort reinzulegen, aus Angst nicht mehr hoch zu kommen. Es vergehen ein paar Minuten, ich vergesse Zeit und Raum und sehe nur wie das Wasser ganz langsam aus dem Abfluss unten wieder abfließt. Gleich werde ich hier nackig in der leeren Wanne sitzen. Ich weiß nicht wie ich mich hier rausbewegen soll. Aber ich weiß ich muss irgendwie raus, denn das hier ergibt alles keinen Sinn.

Grenzerfahrung in der Badewanne

Ich sehe einen Notschalter, der von der Decke hängt. Ich schaffe es noch meinen Arm bis zu diesem Schalter zu bewegen und ziehe. Es passiert nichts. Müsste es jetzt nicht irgendwo klingeln? Oder eine Lampe angehen? Ich ziehe noch einmal. Wieder passiert nichts. Ich ziehe ein drittes mal und habe schließlich den Notknopf in der Hand. Die Panik in mir steigt. Vermutlich werde ich in der Wanne sterben, oder alleine Kind gebären. Aber eher sterben. Also rufe ich mit meiner vor Schmerzen schwachen Stimme „Hilfeeeeee“ es kommt keiner. Niemand hört mich durch die geschlossene Tür. Ich rufe noch ein paar mal aber es hört mich einfach keiner. Ich überlege was ich tun soll. Das Handy liegt hinter mir auf der Badewannenkante. Aber es scheint mir unmöglich mich umzudrehen oder eine Nummer zu wählen. Und wenn ja, welche überhaupt? Inzwischen ist nur noch ein Rinnsal Wasser in der Wanne. Also sitze ich zusammen mit dem Notknopf und dem Duschkopf der mit dem Notknopf zusammen in die Wanne gefallen ist, in einer winzigen Pfütze und habe keine Ahnung was ich tun soll.

Geburtsbericht Teil 3

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