Der Schlafmangel beginnt weit vor der Geburt

„Diese Nacht kann ich endlich wieder auf meiner Lieblingsseite schlafen“, freut sich mein Mann am Abend, nach dem er aufgrund seines „Impfarms“ zwei Tage auf das Schlafen auf der linken Seite verzichten musste. Ich sehe ihn neidisch an. „Darauf warte ich seit 5 Monaten…“, was gäbe ich dafür eine Nacht auf dem Bauch zu schlafen. Während ich anfangs dachte, dass dieses natürliche Bedürfnis mit den Wochen ganz von alleine verschwindet, weiß ich nun, das ist nicht der Fall. Während sich andere Mütter nach einem Glas Wein oder einer Zigarette sehne, sehne ich mich vor allem nach einem: Schlafen in Bauchlage! Ich bin sowieso total schockiert, wie wenig man schon vor der Geburt schläft, so überrascht, dass ich dem Thema bereits einen ganzen Beitrag gewidmet habe.

Frauenarztbesuche sind kein Vergnügen

„Ach wenn du mal schwanger bist, werden die Frauenarztbesuche richtig schön. Man muss nur Pipi abgeben und dann sieht man sein süßes Baby im Ultraschall.“, jahrelang hat mich meine Mutter mir meine Mutter, die auch nicht der größte Fan vom Gynäkologen ist, eingetrichtert. Also war ich guten Mutes. Tja was soll ich sagen, zu ihrer Zeit gab es noch keinen vaginalen Ultraschallstab, der mich in den letzten 9 Monaten öfter gesehen hat, als in den 30 Jahren zu vor. Das Baby habe ich ein paar mal gesehen. Anfangs als es noch eine Kaulquappe war öfter und dann nur noch im Rahmen von beängstigenden Organvermessungen. Nun seit über 2 Monaten gar nicht mehr … So viel zum Thema Pipi abgeben und Baby angucken.

Das Geschlecht ist eigentlich egal

„Ich will unbedingt ein Mädchen!“, dachte ich noch vor der Schwangerschaft. Ich wusste überhaupt nicht wie ich damit umgehen könnte, wenn es am Ende doch ein Junge wird, so verbissen war ich in den Gedanken ein Mädchen haben zu wollen. Doch kaum waren die ersten Wochen überstanden, war es mir plötzlich total egal. Ich rechnete sogar fest mit einem Jungen. Überlegte mir erst gar keinen Mädchennamen und sprach das Baby im Bauch grundsätzlich mit männlichen Pronomen an. Als ich dann nach circa 20 Wochen erfuhr, dass es doch ein Mädchen wird, konnte ich es kaum glauben, war aber weder besonders erfreut noch traurig. Es war mir inzwischen einfach egal.

Der Geruchssinn kann exorbitante Ausmaße annehmen

„Wenn ich den Kühlschrank aufmache, bin ich kurz vor dem Erbrechen“, so ging es mir im ersten Trimester. Wieder so eine Sache die ich vorher nicht für möglich gehalten habe und das obwohl meine Mutter mir von ihrer großen Abneigung gegen Krautsalat und den Geruch von Desinfektionsmittel in ihren Schwangerschaften berichtet hatte. Zum Glück war Desinfektionsmittel bei mir nie ein Problem, denn das wäre während einer Pandemie dann doch schwierig geworden. Dafür hatte ich meine Kämpfe mit Käse, Wurst und vor allem den Tomaten. Das Ganze wurde so schlimm, dass ich eines Abends heulend auf der Couch lag, weil ich meinen Mann für den bösesten Mann der Welt hielt, da er sich Raclette-Käse und Knoblauchwurst gekauft hatte. Zwei Lebensmittel, die er Monate vorher nie gegessen hatte aber jetzt wo schon der Grundgeruch des Kühlschranks mich völlig verstörte ausgiebig genießen wollte. Wie die Geschichte ausging, erfahrt ihr hier.

Man gewöhnt sich an alles

Während die ersten Tritte des Babys noch wie ein Alien auf mich wirkten, habe ich mich dann doch irgendwann an den Goldfisch in meinem Bauch gewöhnt. So sehr, dass ich mir nun gar nicht mehr vorstellen kann, dass in ein paar Wochen Ruhe in meinem Bauch herrschen wird. Doch nicht nur an das Baby-Gehampel nein auch an 3 Wochen auf der Couch liegen und nicht aufstehen dürfen, kann man sich gewöhnen, wenn man die richtigen Ressourcen dazu hat.

Es ist okay sich Hilfe zu holen

Als ich erfahren habe, dass mein Baby zu dünn ist und ich nur noch auf der Couch liegen darf, tat sich erst einmal ein Loch unter mir auf. Die Schwangerschaft, die ich auch vorher nie wirklich „genossen“ habe, wurde zu einer noch viel größeren Herausforderung. Ich war voller Sorge und Unruhe. Zum Glück habe ich mich an eine Bekannte gewandt, die mir als Heilpraktikerin für Psychotherapie und Coach ist und mir mit gerade mal einem langen Skype-Gespräch sehr geholfen hat. Also stellte ich mir einen Tagesplan auf, überlegte, was ich auf der Couch noch alles unternehmen konnte, suchte meinen inneren sicheren Ort und fühlte mich schnell viel besser.

Die Pandemie ist immer noch da

Tja wer hätte das gedacht. Christian Drosten vermutlich. Ich erinnere mich noch daran, wie ich vor gut einem Jahr seinen Podcast gehört habe und er verkündete, dass die Pandemie mindestens 1,5 Jahre lang gehen wird. Das konnte und wollte ich nicht glauben. Vermutlich einfach, weil es ein nicht überschaubarer Zeitraum ist. Niemals hätte ich mir damals vorstellen können, das wir jetzt über 1 Jahr später immer noch mit all den Einschränkungen leben müssen.

Als wir uns überlegt haben, ob der richtige Zeitpunkt für ein Baby ist, war es gerade Mitten im Sommer. Im Vergleich zu jetzt gab es quasi kein Corona mehr. Nie hätte ich gedacht, dass ich jetzt 9 Monate später immer noch nach den Corona-Regeln im Kreißsaal fragen muss und froh sein darf, wenn der werdende Vater überhaupt dabei sein und zu Besuch kommen darf.

Ein Baby ist nicht teuer

„Ein Baby ist teuer“, wird immer wieder gesagt und irgendwie war auch ich der Überzeugung, dass ein Baby immense Kosten verursachen wird. Jetzt wo die Erstausstattung aus dem Bekanntenkreis, bei ebaykleinanzeigen und co gekauft ist, kann ich nur den Kopf darüber schütteln. Bisher haben wir nicht einmal die Hälfte von dem Geld ausgegeben, mit dem ich für Babys Erstausstattung gerechnet hätte. Schließlich braucht niemand Babysachen dauerhaft, so dass der Markt voll ist mit schönen Babyutensilien für wenig Geld. Es kam mir fast schon befremdlich vor, das wir den Kinderwagen dann doch neu gekauft haben. Die einzige größere Investition bisher, die die werdenden Großeltern uns allerdings unbedingt zu Weihnachten schenken wollten.

Anderen Müttern geht es auch nicht besser

Die vermutlich größte und wichtigste Erkenntnis, die ich vor allem diesem Blog zu verdanken habe. Im Prinzip sind fast alle Mütter labil. Als ich mit dem Blog angefangen habe hätte ich nicht damit gerechnet, dass sich so viele Mütter an mich wenden und mir erzählen, dass es ihnen ganz ähnlich ging wie mir. Gefangen in meinen Gedanken von der wunderbaren „Insta-Welt“, dachte ich niemand habe Zweifel, Sorgen, Probleme oder Ängste in der Schwangerschaft. Nun weiß ich: fast alle Frauen haben sie, doch noch immer scheint es ein Tabuthema zu sein. Daher hoffe ich, dass mein Blog sich auch nach der Schwangerschaft weiter verbreitet und der ein oder anderen Mutter das Gefühl gibt: „Alles, was du in diesem 9-monatigen Ausnahmezustand empfindest, ist okay!“

Schwangerschaftsblog Teil 30 – Erkenntnisse aus der Schwangerschaft

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