Jahrelang habe ich mich lustig gemacht über meine Öko-Eltern, nur um nun auch eine Öko-Mutti zu werden. Ich bestelle Heilwolle und chemiefreie Wickelunterlagen, Kuscheltiere aus Naturmaterialien und freue mich, wenn die gebrauchten Babyklamotten schon 100 mal durch die Waschmaschine gelaufen sind, so dass jegliche Chemie aus ihnen verschwunden ist. Ich lasse aus der Plazenta meines Baby Kügelchen machen und bin schockiert über buntes Plastik-Spielzeug. Vermutlich hat mir das Baby von innen den Kopf gewaschen.

Aber was ist eigentlich eine Öko-Mama?

Meine Mutter war damals „öko“ weil sie gestillt hat und uns in Stoffwindeln gepackt hat. Brei gab es natürlich nur selbst gekochten aus Bio-Möhren. Sie hat den Öko-Lifestyle knallhart durch gezogen und uns auch später von Fruchtzwergen, Chips und Gummibärchen fern gehalten, so weit es ihr möglich war.

„Nehmt ihr denn Stoffwindeln oder Plastik?“, hat mich vor ein paar Wochen eine Freundin gefragt. Ich verkrafte ja gerade erst, dass ich überhaupt ein Kind bekomme, mit Windeln habe ich mich noch nicht auseinander gesetzt. „Keine Ahnung?!“ antworte ich verpeilt. Die Vorstellung im Wochenbett auch noch stunden damit zu verbringen Windeln zu waschen und zu trocknen treibt mir Schweißperlen ins Gesicht. Aber sind Plastikwindeln überhaupt noch ethisch vertretbar? Sind sie nicht eine Misshandlung von Baby und Umwelt? Scheinbar kennt Youtube mich mal wieder besser als ich mich selbst und schlägt mir einen Beitrag zum Thema: „Sind Stoffwindeln wirklich ökologischer?“ Am Ende des Tests steht fest, Stoffwindeln lohnen sich von der Ökobilanz her nur, wenn man mehrere Kinder darin wickelt und sie nicht in den Trockner wirft. Gott sei Dank, dann kann sich meine innere Greta Thunberg ja beruhigt wieder aufs Sofa legen und ich ohne Hemmung Plastikwindeln kaufen.

Ich schildere das Ergebnis meiner YouTube-Recherche meinen Eltern, um ihnen in einer nach-pubertären Diskussion klarzumachen, dass sie gar nicht so öko waren, wie sie dachten. „Also ich hatte die Stoffwindeln noch von meiner Oma. Die waren eh da, da wurden keine Ressourcen für verbraucht. Und dein Bruder wurde da natürlich vor dir auch schon drin gewickelt. Einen Trockner hatten wir natürlich nicht!“ Okay ich habe meine Mutter, die Queen unter den Öko-Muttis unterschätzt.

Eine neue Generation Öko-Muttis

Doch wäre Mama heute noch eine richtige Öko-Mama? Wer heute eine richtige Öko-Mama ist, der nimmt sowieso keine Windeln mehr, sondern erzieht gleich „windelfrei“. Ein Konzept, mit dem selbst meine Ökomutter nichts anfangen kann. Die richtigen Öko-Mamas entbinden nicht ambulant, sondern gleich zu Hause und das am liebsten komplett selbst bestimmt also ohne Hebamme. Oder gleich im Meer. Die echten Öko-Mamas, lassen nach der Geburt die Plazenta so lange am Baby hängen, bis sie abfällt. Auch, wenn das Tage dauert. Ich frage mich, ob es diese Form der Öko-Mutti früher auch schon gab und ob man vielleicht nur nie etwas von ihnen mitbekommen hat. Denn heute weiß ich von ihrer Existenz nur dank der sozialen Medien etwas, was irgendwie auch nicht so richtig zum Öko-Bewusstsein passt.

Vermutlich bin irgendwo am „unteren Rand zur Ökomutter“, ein Feld in dem ich mich gerne aufhalte, und das wie ich in letzter Zeit merke immer mehr Zuspruch erfahrt. Aber das lest ihr in einem meiner nächsten Artikel.

Schwangerschaftsblog Teil 24 – Hilfe ich werde eine Öko-Mama

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