Ich bin müde, habe Sodbrennen, Rückenschmerzen und Bauchschmerzen durch Babytritte, mit letzter Kraft scrolle ich durch meine Facebook-Timeline. Dank meines Blogs hat Facebook wohl gemerkt, dass ich schwanger bin und befeuert mich mit passender Werbung. Ich lese eine Anzeige von „Notdienst Hebamme“, was auch immer das ist. Scheinbar ein Anbieter für online-Seminare zum Thema Schwangerschaft. Der erste Satz der Anzeige lautet: „Die besondere Zeit der Schwangerschaft musst du in allen Zügen genießen.“

Ich MUSS gar nichts

Inzwischen habe ich mich so sehr mit dem Thema falsche Erwartungen an Schwangerschaft auseinandergesetzt, dass ich gespannt auf den nächsten Satz warte, der den ersten relativiert. Aber da kann ich lange warten, denn der kommt nicht. Statt dessen das übliche Blabla was man als Mutter alles tun muss, damit es einem selbst und dem Baby gut geht. Ich bekomme Aggressionen: Ich muss gar nichts! Nie würden man von jemandem mit allen Schwangerschaftssymptomen aber ohne Baby im Bauch erwarten, dass er ständigen Harndrang, Übelkeit, Sodbrennen, Rückenschmerzen und Co „genießt“. Aber als Schwangere, die dazu auch noch vor Geburtsängsten und Ängsten vor all den Veränderungen geplagt wird, sollte nein MUSS man diesen Zustand natürlich genießen!

Mütter nehmen sich nicht frei, Mütter nehmen Chemie

Ich klappe den Laptop zu. Am Abend gucke ich mit meinem Mann fern. Da lauert sie wieder meine „Lieblings-Werbung“, die meinen viel zu niedrigen Blutdruck auf fast 140/90 treibt. Eine kranke Mutter geht zu ihrer Tochter und will sich bei ihr „krankmelden“. Dann folgt eine fröhliche Stimme: „Mütter nehmen sich nicht frei. Mütter nehmen das neue Vic Duogrippal“. Ein paar Chemietabletten einwerfen und schon kann die Mama trotz Erkältung mit der Tochter im Schnee spielen.

An dieser Werbung ist so viel falsch, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ganz offensichtlich ist es Müttern nicht erlaubt krank zu sein, was ist mit Vätern? Die finden keine Erwähnung, warum auch, die dürfen sich bestimmt freinehmen, wenn sie krank sind. Wenn die Mutti dann doch mal krank ist, kann sie direkt als perfektes Vorbild für ihr Kind dienen in dem sie sich, anstatt sich mit Tee und Kind auf die Couch zu legen und sich zu erholen oder sich einen Babysitter zu suchen, um sich auszukurieren, einfach eine schöne Mischung aus Ibuprofen und Pseudoephedrinhydrochlorid reinzieht. Am besten gefällt mir der Kommentar einer Userin bei Youtube unter besagtem Werbespot: „Mütter nehmen sich nicht frei – Mütter verschleppen lieber eine Erkältung / Grippe bis hin zur Herzinsuffizienz.“

Nur positive Schwangerschaftstests in der Werbung . . .

Als letztes möchte ich noch die völlig unrealistischen Werbungen für Schwangerschaftstests ansprechen. In der Werbung gibt es für Frauen scheinbar nur einen einzigen Grund einen Schwangerschaftstest zu machen: Sie hoffen schwanger zu sein. Der andere Grund, weshalb Frauen einen Schwangerschaftstest machen, der statistisch gesehen bestimmt genauso oft auftritt: Die Hoffnung nicht schwanger zu sein, findet überhaupt keine Erwähnung. Denn Verhütungspannen, ungewollter Sex und Co sind gesellschaftlich natürlich nicht akzeptiert. Nein, wer einen Schwangerschaftstest macht, der will ein Kind. Und auch die Frauen, die ein Kind wollen, mit dem positiven Test aber trotzdem überfordert sind, finden natürlich keine Erwähnung. Laut Werbung gibt es nur eine einzige angemessene Reaktion auf einen positiven Test: endlose Freude.

Schwangerschaftsblog Teil 23 – Werbung die mich aggressiv macht

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