Wenn man den Bildern auf Instagram und Co glauben will, gibt es nichts tolleres als eine Schwangerschaft und Babys. Alles ist voll von perfekt eingerichteten weißen Kinderzimmern mit grauen Highlights, perfekt geometrisch angeordneten Bildern der Kinder, kuscheligen Hochfloor-Teppichen und gemütlichen Babybettchen die so voll gestopft mit kuscheligen Decken sind, dass in mir alles „Plötzlicher Kindstod!“ schreit. Eigentlich ist das perfekte Kuschelbettchen mit 100 Stofftieren, Decken und Kissen, das jede Hebamme sofort leer räumen würde, um das Kind zu schützen, eine perfekte Metapher für die Diskrepanz zwischen Baby-Scheinwelt und Realität.
Die Diskrepanz zwischen Instagram und der Realität
Die perfekte Insta-Welt lässt uns glauben man sei keine gute Mutter, wenn man ein kleines Holzbettchen neben dem Bett stehen hat, in dem außer einer Matratze nichts drin ist. Wenn das Babyzimmer nicht bis zur Geburt in 10 verschiedenen Grau-Stufen fertig eingerichtet ist und man bereits vom halben Dorf getragene Babykleidung neuer handgenähter Babykleidung aus Öko-Wolle mit Bio-Zertifikat vorzieht.
Überhaupt ist in der Insta-Welt alles perfekt. Während die Muttis ihre Bäuche bunt bemalen und glücklich auf einer Frühlingswiese damit posieren, liege ich seit nun 3 Wochen auf der Couch. Draußen wechselt das Wetter zwischen Regen und Schnee-Regen, die Sonne habe ich seit ein paar Monaten nicht mehr gesehen und es herrscht immer noch Pandemie. In der Nacht halten mich abwechselnd Rückeschmerzen, Sodbrennen, Kribbeln unter den Nägeln und ein aktives Baby wach. Da kann man schon mal frustriert sein.
Nachts liege ich im Bett und versuche mich verzweifelt auf das positive zu konzentrieren. Hey, ich bekomme ein Baby, dem es laut letztem Ultraschall, trotz kleinem Bauch gut geht und dass mich die ganze Nacht mit Tritten malträtiert. Doch irgendwie ist es mir überhaupt nicht möglich positive Gedanken zu fassen. Ich fühle mich wie festgenagelt in einer Zeit, in der ein Tag dem anderen gleicht. Wenn doch wenigstens mal die Sonne käme oder sich die Corona-Situation ändern würde.
Graue Tage und keine Hoffnung auf einen Impftermin
Ich zücke mein Handy. Google wird schon wissen, wann der Frühling kommt. „Im Februar erwartet uns eisige Kälte, auch der März wird ein Wintermonat. Mit Temperaturen ab 15 Grad können wir ab Anfang April rechnen“. Verzweifelt werfe ich das Handy von mir. Also noch zwei Monate graue Tage. Vielleicht wird es mit Corona ja schneller gehen. Ich google: „Wann werde ich geimpft?“, und lande auf einer Seite, auf der ich meinen Impftermin berechnen kann. Die erste Frage ist ernüchternd: „Sind sie schwanger oder unter 16?“ Ich kreuze Wahrheitsgemäß „Ja“ an. „Leider steht für sie kein Impftermin zur Verfügung. Wenn sich ihr Zustand in den nächsten Wochen bis Monaten ändern wird, starten sie den Rechner neu und kreuzen sie „nein“ an.“ Ich starte neu. Nachdem ich mich durch sämtliche Fragen klicke erklärt mir mein Handy: „Wenn der Impfplan eingehalten wird, steht im Juni 2021 ein Impftermin für sie zur Verfügung. Wenn es im jetzigen Tempo weiter geht, dauert es bis Februar 2023“. Februar 2023? Meine Frustration wächst weiter.
Also lege ich das Handy wieder weg, vergrabe mich ganz tief unter der Decke und möchte nur noch weinen. Ich frage mich, wie ich den ganzen Scheiß bis zur Geburt noch durchhalten soll und ob es nach der Geburt überhaupt besser wird. Dann wird immer noch Corona sein, das Wochenbett wird auch kein Spaß und Schlaf wird es vermutlich auch nicht mehr geben als nun. So sehr ich auch versuche das Positive zu sehen – heute ist ein schwarzer Tag.