Kurz nach dem ich erfahren habe, dass ich schwanger bin, kamen in mir tausende Fragen auf. Um was muss man sich jetzt als Erstes kümmern? „Vermutlich um einen Kita-Platz“, sagte mein Mann lachend, auch wenn der Mangel an Betreuungsplätzen eigentlich kein Grund zum Lachen ist. „Um eine Hebamme!“, entgegnete ich ihm. Es fühlte sich wirklich komisch an, noch nicht einmal die ersten 12 Wochen abzuwarten, ehe man Kontakt zu einer Hebamme aufnimmt.

Über die Anmeldung zum Geburtsvorbereitungskurs, die wir im übrigen auch schon im ersten Trimester getätigt haben, um noch einen Platz zu ergattern, kamen wir dann an eine Hebamme. Und ich bin Woche für Woche dankbarer sie an unserer Seite zu haben.

Entspannte Gelassenheit statt Panik

Während ich auf der Couch liegen musste war sie wieder hier. Das ständige Rumliegen und die vielen negativen Ereignisse bei der Gynäkologin haben mich die letzten Tage vollends runter gezogen. „Wie geht es dir?“ fragt sie mich liebevoll. Eine Frage die ich in der Frauenarztpraxis kaum zu hören bekomme. Dort sind die richtigen cm-Angaben von Organen wichtiger, als mein Wohlbefinden. Ich schildere ihr meine Panik und überreiche ihr zitternd meinen Mutterpass. „Ach der Gebärmutterhals ist ja noch bei 2,8 cm!“, ruft sie freudestrahlend. „Und der Muttermund geschlossen! Dann ist ja alles nicht so dramatisch.“ „Aber das Baby hat einen viel zu kleinen Bauch, rufe ich ihr besorgt entgegen.“ „Ja ja mal ist dies zu klein und mal ist das zu klein…“ völlig entspannt legt sie den Mutterpass wieder zur Seite. Und meine Panik die sich in den letzten 1,5 Wochen angestaut hat, ist für den Moment wie weggeblasen.

Es vergehen fast zwei Stunden, in den wir lernen ein Baby umzuziehen und zu wickeln, was wir alles für die Erstausstattung brauchen, und vor allem was wir nicht brauchen. In dem wir auf alle möglichen Fragen antworten bekommen. Egal wie intim das Problem ist, mit unserer Hebamme kann man darüber reden, als sei es das Wetter. Sie hat ihre Berufung wirklich gefunden. Ich erinnere mich daran, wie sie vor zwei Wochen schon einmal da war, und völlig lässig meinte: „Dann zeige ich ihnen mal Bilder von einer Geburt.“ Mein Mann und ich sahen uns panisch an, doch sie blätterte mit einer solchen Selbstverständlichkeit ihr Retro-Buch auf, dass die Panik auch hier wieder einfach in einem Loch verschwand.

Etwas zum Lachen gibt es auch immer….

Auch Kuriositäten kommen bei unserer Hebamme nicht zu kurz. So erläuterte sie uns bei ihrem letzten Besuch, wie ein Schleimabsauger für Babys funktioniert, und wieso es sinnvoll ist, so etwas zu haben. Sie stellte uns unterschiedliche Modelle vor. „Also hier so ein Teil haben sie auch auf der Neugeborenen-Station, das funktioniert richtig gut, gitb es günstig in der Apotheke.“ Ich starre auf den Schlauch, der mich an meinen Spritzenkurs den ich für die HP-Ausbildung gemacht habe, erinnert. „Naja und dann gibt es eben noch diese Teile, die man auf den Staubsauger aufsetzt.“ Ich muss herzlich lachen. Die Frau hat einen tollen Humor. Mein Mann lacht mit. Ihr Gesicht bleibt ernst. Scheinbar war es gar kein Witz. „Na ja … Bei den Staubsaugern von Vorwerk braucht man einen Adapter“, redet sie weiter, als wäre es das natürlichste der Welt. „Ach das war gar kein Witz?“ Ich stelle mir vor, wie ich unserem Baby mit unserem Ultra-Power-Staubsauger der über 6 Kg auf die Waage bringt, den Schleim aus der Nase sauge. Wie in einem Comic sehe ich vor mir, dass ich statt dem Schleim das ganze Baby einsauge, zuzutrauen wäre es unserem Staubsauger mit Sicherheit. „Nein, das kommt aus dem Osten, da machen die das schon lange. Man setzt so ein Teil auf den Staubsauger und steckt ihn dann dem Baby in die Nase.“ Ich schaue sie entsetzt an. „Das funktioniert ganz gut, der Druck wird reguliert.“ Sie redet völlig gelassen weiter. So wie sie überhaupt immer gelassen ist. Egal ob sie von der Nachgeburt, dem zu kleinen Bauch oder eben dem Baby-Staubsauger redet.

Schwangerschaftsblog Teil 20 – Eine Ode an die Hebamme

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