Da ich ja nun von der Frauenärztin zum Liegen verdonnert wurde, verbringe ich den Tag damit auf der Couch herumzulungern und mich in einer völlig neuen Gelassenheit zu erproben. Ehrlich gesagt ist das gar nicht so leicht. Denn normalerweise bin ich bei uns die Haushaltsqueen. Ich räume, putze, koche, backe und habe dabei einen enormen Spaß. Sozusagen die perfekte Hausfrau. Ich erinnere mich daran, als ich mal für 5 Wochen einen Fuß im Gips hatte und einfach mit dem Schreibtischstuhl und dem Handstaubsauger durch die Wohnung gedüst bin…. Nun soll ich aber liegen, also fällt selbst das flach.
Mein Mann steht mit der Hausarbeit eher auf Kriegsfuß. Er ist der perfekte Handwerker und repariert mir alles im Haus. Selbst Dinge von denen ich nie gedacht hätte, dass man sie löten kann. Ich weiß noch als er am Anfang unserer Beziehung, er wohnte noch in seinem kleinen WG-Zimmer und ich war zu Besuch, plötzlich sagte: „Ich habe so Lust mal wieder etwas zu löten.“ Ich sah ihn entsetzt an. Ich hatte noch nie in meinem Leben das Bedürfnis etwas zu löten. Ich wusste bis dahin nicht mal was löten ist.
Unterschiedliche Prioritäten….
Wenn mein Mann Langweile hat, optimiert er Geräte im Haus. Nun hat er neue Aufgaben. Gestern musste beispielsweise die Weihnachtsdeko abgebaut werden. Ich lag also auf der Couch und dirigierte ihn dabei an, was in welche Kiste kommt. Während ich selbst die mir angereichten Kugeln einsortierte. Er warf die Sachen in die Kiste und als sie voll war drückte er von oben nach. Als sei es eine Mülltonne und keine Dekokiste. Da ich mich ja nicht aufregen soll, nahm ich es mit einer Buddha-mäßigen Gelassenheit hin. Er hat eben andere Qualitäten. Vielleicht ist es die Baby-Bauch-Kugel, die mich dazu bringt, in den Buddha-Status überzugehen. Schließlich fühle ich mich ja fast schon wie Buddha. Danach nahm er die Lichterketten. Eine von mir stets vernachlässigte Deko. Meist nehme ich einfach alle Lichterketten, werfe sie in eine Kiste und ärgere mich im nächsten Jahr über das Chaos.
Nicht so mein Mann. Denn während er zu kleinen Schneemännern, Engeln und Teelichtern scheinbar keinen emotionalen Bezug hat, reihte er die Lichterketten nebeneinander auf, suchte für jede eine einzelne Tüte und verpackte sie voller Liebe. Wir haben eben andere Prioritäten. So versuche ich den neuen Sichtwinkel von der Couch aus, auch zu einem neuen Sichtwinkel auf meinen Mann zu machen. Was bringt es wenn ich mich nun über die ganzen Tesastreifen ärgere, die noch von den Weihnachtssternen an den Fenstern hängen? Oder darüber, dass die Socken leer sind? Lieber freue ich mich, dass mein Mann fast jede Stunde aus seinem Home-Office zu mir herunterkommt und nach mir guckt, mit etwas zum Essen bringt und mir aufbauende Worte da lässt.