Die 29. Schwangerschaftswoche ist angebrochen, damit ist die eher entspannte Phase des zweiten Drittels, in dem mich lediglich wundervolle vaginal Geschichten plagten, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, vorbei. Der Ernst des Lebens geht los.
Relativ motiviert mache ich mich auf dem Weg zum dritten großen Screening. Ich freue mich, heute werde ich mein Baby im Ultraschall sehen, und mein Mann darf trotz Corona sogar dabei sein. Nach 1,5 Stunden die ich mit Labor, CTG und Warten verbringe, geht es dann erst mal wieder auf den tollen Untersuchungsstuhl. Immer wenn ich meiner Mutter vom vaginalen Ultraschall, das jedes Mal gemacht wird, erzähle, regt sie sich auf. Zu ihrer Zeit gab es diese unangenehme Untersuchung noch gar nicht.
Dies zu kurz und das zu schmal…
„Oh je der Gebärmutterhals ist zu kurz! Der ist nur 2,8 cm… der sollte über 3,5 sein… vielleicht ist es eine Infektion.. wir machen mal einen Abstrich. Sie müssen sich jetzt schonen und Magnesium einnehmen.“ sagt die Ärztin. Ich frage mich was ich denn die letzten 10 Wochen gemacht habe, außer mich zu schonen. Ich trage nichts Schweres, deligiere Tag für Tag mehr Hausarbeit an mein Mann und liege quasi nur noch auf der Couch. Doch scheinbar reicht das noch nicht … denn sonst wäre ja der Gebärmutterhals nicht so kurz. Die Ärztin geht Richtung Schreibtisch. „Ah da habe ich ja ihr CTG. Oh da ist viel Unruhe in ihrem Bauch, das sollte jetzt aber noch nicht sein….“
Weiter geht es dann mit dem großen Organultraschall. „Ah hier ist ja ihr Baby. Der Kopf ist sehr groß… als wären sie schon in der 30. SSW. Aber das ist nicht schlimm… Ich messe jetzt mal dem Abdomenumfang…. Oh das ist zu klein… der hängt zurück, als wären sie erst in der 25. SSW.“ Ich stelle mir vor meinem inneren Auge ein ganz dünnes Baby mit einem rießigen Kopf vor. „Tja… das muss man mal genauer untersuchen. Vielleicht wird das Baby nicht richtig versorgt… Die Größe sonst vom Baby ist gut.“ Na immerhin bei einem Wert liegt mein Baby in der gewollten Normkurve. „Das Gewicht ist etwas leicht aber auch noch ok….“ Sie erzählt und erzählt und ich merke, wie ich innerlich zusammen breche.
Ich beneide die Frauen die vor 30 Jahren schwanger waren, als es noch gar keine so genauen Geräte gab. Was bringen mir nun diese Infos außer Angst? Ich kann das Wachstum des Bauches meines Kindes doch eh nicht beeinflussen. Ich sehe meinen Mann panisch an. Wegen der Maske kann ich seinen Gesichtsausdruck nicht lesen. Die Ärztin misst die Versorgung über die Nabelschnur und die Plazenta, da scheint alles in Ordnung zu sein. „Gehen sie in zwei Wochen nochmal zu meiner Kollegin zur Feindiagnostik. Das behalten wir mal lieber im Auge. Vielleicht ist es einfach nur ein zartes Baby.“
Auf zu Dr. Google…
In mir dreht sich alles. Die Info, dass ich mir nun auch noch Eisentabletten einwerfen soll, da der Eisenwert im Grenzbereich liegt, geht irgendwie an mir vorbei. Wie paralysiert verlasse ich die Praxis. Nur Probleme: Dies zu kurz, das zu dünn, das zu dick, vielleicht auch noch eine Infektion. Den ganzen Nachmittag verbringe ich mit Dr. Google. Teils beruhigt er mich, teils verängstigt er mich. Ich lese von Frauen die wegen ihrem kurzen Gebärmutterhals wochenlang im Krankenhaus liegen und nicht aufstehen dürfen, von Magenkämpfen durch Eisentabletten, und unendlich vielen Kindern, die alle nicht der Norm entsprachen und am Ende kerngesund auf die Welt kamen … immerhin.