Jetzt ist es bald um. Das erste Jahr in dem ich bewusst keine neue Kleidung gekauft habe. Ich sage klar das Erste, weil ich weiter dran bleiben will. Bevor ich mit dem Experiment begonnen habe, hätte ich nicht gedacht, dass es sich so stark auch auf andere Lebensbereiche auswirkt. Doch zu erst einmal die Frage:
Habe ich es wirklich geschafft, keine neuen Klamotten zu kaufen?
Jain. Wäre wohl die richtige Antwort. Ich habe meinen Konsum ganz klar reduziert. Die einzige Kleidung, die ich dieses Jahr neu und nicht gebraucht gekauft habe waren: Socken (wirklich schwer Second Hand zu finden, und nutzen sich leider relativ schnell ab), ein Bikini (auch sehr schwer zu finden vor allem bei einem scheinbar unproportionalem Körper wie meinem…) zwei Hosen und zwei paar Schuhe (aus medizinischen Gründen).
Die Hosen hab ich auch nur aus einer Not heraus gekauft. Da ich ein paar Killo abgenommen habe, sind mir alle alten Hosen zu groß und ich tue mich unglaublich schwer überhaupt Hosen zu finden. Leider ist die Auswahl an Second Hand Läden in Koblenz auch nicht so rießig.
Als ich meinem Mann erzählte, dass ich neue Hosen brauche, weil ich abgenommen habe, starteten wir eine lustige Diskussion darüber ob es nachhaltiger wäre mehr zu Essen um wieder in die alten Hosen zu passen oder neue zu kaufen.
Das neue Einkaufsverhalten
Doch nicht nur der Klamottenkonsum ist geschrumpft. Nein mein Einkaufverhalten hat sich insgesamt stark verändert. So habe ich bei Amazon im Jahr 2019 deutlich weniger Bestellungen aufgegeben als noch ein Jahr zuvor. Unter den Bestellungen hauptsächlich gebrauchte Fachliteratur und Medizinprodukte.
Das ganze Bedürfnis neue Dinge zu kaufen hat sich nach und nach verabschiedet. Während ich Anfang des Jahres teilweise noch ein starkes Bedürfnis hatte etwas neues zu kaufen, nur wegen dem tollen Gefühl etwas neues gekauft zu haben, hat sich das nun umgedreht. Jeden Laden den ich ohne Einkauf verlasse oder erst gar nicht betrete ist ein Gewinn und verschafft mir ein Glücksgefühl.
Ist der Konsum und das Besitzen von Dingen überhaupt ein Lebensziel?
Wie man sieht gehen die Fragen, die ich mir im letzten Jahr gestellt hab, weit über den Klamottenverzicht hinaus. Immer wieder frage ich mich, für was, ist es überhaupt sinnvoll Geld auszugeben und frage mich, wieso für so viele Menschen, der Besitz von Dingen immer noch einen so hohen Stellenwert hat. Eine Bewegung, die sich ganz extrem mit dem Thema befasst ist der Frugalismus. Frugalisten haben das Ziel möglichst wenig Geld auszugeben und dadurch möglichst früh in Rente gehen zu können. Hier ist das Lebensziel ganz klar möglichst viel Lebenszeit, die ich frei für mich gestalten kann. Letztlich ist das vielleicht eine Idee, die zum Umdenken anregen kann. Denn das einzige was wirklich begrenzt ist in diesem Leben ist unsere Lebenszeit.
Was ist mit Weihnachten?
Wie lebt man nun den neu erlernten „Minimalismus“ an Weihnachten? Das Thema Weihnachtsgeschenke ist in meiner Familie schon lange ein Dauerbrenner. Mein Mann und mein Vater warten schon seit Jahren darauf, dass die Geschenke endlich abgeschafft werden, während meine Mutter und ich bisher stets dagegen gehalten haben.
Doch nun hat sich auch meine Ansicht verändert, und es wird erstmals ein Weihnachten ohne „gekaufte“ Geschenke geben. Wer möchte kann etwas Basteln, Malen, Schreiben, Backen oder auch 3-D-drucken, doch die Zeit von sinnlos hin- und hergeschickten amazon-Links wird nun erst einmal vorbei sein.
Welche eine Erleichterung. Wenn man völlig befreit jegliche Werbeprospekte ungelesen in den Müll werfen und den Black-Friday völlig entspannt an sich vorbeiziehen lassen kann. Stattdessen werde ich mich ganz besinnlich hinsetzen, um den Lieben mit viel Liebe etwas selbst zu machen.