Auch wenn der Weg zum HP noch lange ist, habe ich die letzten Jahre schon einiges über das Thema Lernen gelernt. Das Thema „Lernen lernen“ fand ich schon immer spannend, daher möchte ich nach der Ausbildung zum Heilpraktiker auch noch eine zum Lerncoach machen.
Damit ihr nicht bis dahin warten müsst, hier schon mal ein paar Tipps.
Du hast nicht viel Zeit, da du gleich wieder Lernen musst? Dann ist hier eine Schnellübersicht:
- Verstehen statt Auswendiglernen
- Struktur
- Alle Sinne nutzen
- Andere voll quatschen
- Über den Tellerrand hinaus gucken
- Eselsbrücken
- Pausen
1. Verstehen statt Auswendiglernen
Als ich mit der Ausbildung zum Heilpraktiker angefangen habe, haben mich die Skripte erschlagen und ich suchte nach einem Weg möglichst schnell und möglichst viel auswendig zu lernen.
Ich beschloss mir Symptome anhand ihrer Anfangsbuchstaben zu merken und bildete Merksprüche z.B für die Symptome von Anämie. Bei jedem Symptom wie z.B. Kurzatmigkeit oder blasse Haut habe ich den Anfangsbuchstaben genommen und so ein Merksatz gebildet.
Letztlich kannte ich nach viel Arbeit die Symptome aber hatte keine Ahnung wieso diese Symptome bei einer Anämie auftreten.
Also versuchte ich zu VERSTEHEN statt auswendig zu lernen. Das Verstehen bringt erst einmal mehr Arbeit mit sich, da man immer wieder nach lesen muss. Doch am Ende des Tages bleibt das Wissen so hängen und man erspart sich das unendliche Wiederholen von Massen an Stoff.
2. Struktur
Oft saß ich am Schreibtisch und habe mich von dem vielen Lernstoff und meinen riesigen Lücken erschlagen gefühlt. Vor allem bei den über 70 Infektionskrankheiten ging es mir so. Nach mehreren erfolglosen Anläufen habe ich mir schließlich eine Liste gemacht und die Infektionskrankheiten nach meinem eigenen System von oben nach unten notiert (welche stehen im §6 welche im §7 bei welchen besteht kein Behandlungsverbot usw.).
Nun habe ich die Liste von oben nach unten abgearbeitet und maximal drei Krankheit pro Tag gelernt. Abgearbeitet bedeutet, ich habe erst das Skript dazu gelesen, dann eine Zusammenfassung geschrieben und dann eine bunte Karteikarte mit den wichtigsten Infos kreirt. Um das ganze spielerisch zu gestalten habe ich vorne in einer Art „Montagsmaler“ das Wichtigste auf die Karte gemalt. Außerdem habe ich die Farbe der Karten entsprechend der Inkubationszeit gewählt.
3. Alle Sinne nutzen
Ein weiterer Anfängerfehler, den ich erst nach einer Zeit erkannt habe, war die reine Fokussierung auf das Skript. Ich habe mich alleine von dem Skript schon so gefordert gefühlt, dass ich dachte, andere Medien würden mich nur ablenken.
Als die Unklarheiten irgendwann immer größer wurden, habe ich die ersten Lernvideos von meiner Heilpraktikerschule geguckt und viel mehr verstanden. Auf einmal wurden mir Zusammenhänge klar die ich vorher nicht mitbekommen hatte. Über die Lernvideos meiner Schule hinaus, gibt es dank Internet ein reichhaltiges Angebot z.B. bei Youtube.
Letztlich bereichern auch meine zwei neue Freunde Hugo – das Skelett und Huga – Der Torso, meinen Lernalltag und machen die Anatomie erfühlbar.
4. Andere voll quatschen
„Soll ich dir mal etwas über die Hasenpest erzählen?“ solche Fragen bekommt mein Mann immer wieder zu hören. Gefolgt von einem spontanen Kurzvortrag im Auto, beim Essen oder in der Werbepause einer Sendung.
Das Gute am selbst erzählen ist, dass sich das Wissen noch einmal ganz anders verknüpft, wenn man die Dinge in eigene Worte fasst. Außerdem werden einem beim erzählen und auch bei Gegenfragen, die man vielleicht nicht beantworten kann, die eigenen Lücken bewusst.
5. Über den Tellerrand hinaus gucken
Neben dem klassischen Lernen am Schreibtisch gibt es ja auch noch das Lernen was so nebenbei passiert. So gucke ich z.B. gerne medizinische Serien wie Dr. House, Charitee oder The Knick und freue mich über alles was ich verstehe.
Wenn jemand in meinem Umfeld schon einmal eine bestimmte Krankheit hatte oder jemand kennt, der eine Krankheit hatte frage ich sofort nach: „Und wie war das? Woran hast du das gemerkt? Wie ging es dir? Wie hat man dich geheilt?“ Denn solche Geschichten bleiben besser im Kopf als die leblosen Skripte.
6. Eselsbrücken
Auch wenn ich generell kein Freund des Auswendiglernens bin, gibt es Sachen, die sich vermutlich alle in der Medizin Tätigen nicht ohne Eselsbrücke merken können. Wie sonst lassen sich dämliche Merksprüche wie: „Das Kahnbein fährt im Mondenschein im Dreieck um das Erbsenbein“ für die Handwurzelknochen erklären.
Je abgefahrener die Merksrpüche desto besser lassen sie sich merken. Noch mehr gefällig?
„Some say money matters but my brother says big boobs make more fun“ für die Art der Hirnnerven, wobei S für sensibler Nerv, m für motorischer Nerv und B für beides steht.
Aber auch eigene Eselsbrücken helfen weiter. So habe ich den Spruch „Radfahren erweitert die Sympathie“ erfunden um mir zu merken, dass der Radiärmuskel die Pupille erweitert und vom Sympathikus innerviert wird.
7. Pausen
Als ich zwischen den Jahren eine längere Lernpause gemacht habe, fürchtete ich danach alles vergessen zu haben. Doch das Gegenteil geschah nach ein paar Tagen Ruhe kamen mir plötzlich Sachen in den Kopf die scheinbar irgendwo ganz tief abgespeichert waren, und durch irgendwas im Außen, was ich nicht genau benennen konnte, aktiviert wurden.
So freute ich mich fast täglich darüber, dass sich unterbewusst mein Wissen wohl am sortieren war.