Yotta gegen den Currywurstmann oder Was macht einen guten Coach aus?
Weiter geht es mit Teil 2 der Dschungel-Camp-Coach-Analyse. Anmerkung: Dieser Artikel wurde bereits am Abend des 16.01.2019 geschrieben.
Auch hier eine kurze Einführung für die nicht Dschungel-Gucker. Die Campbewohnerin Giselle hat sich durch ihre starke Ängstlichkeit und leidende Art, schnell als das „Opfer“ heraus kristallisiert, das jeden Tag in die Dschungelprüfung gewählt wird. Vermutlich liegt es am Sadismus des Zuschauers der sich daran erfreut wie sie jedesmal vor Angst schreit, selbst wenn die Prüfung noch gar nicht richtig angefangen hat. Da die Ängste ihr meistens im Weg stehen, kommt sie häufig ohne Sterne und somit ohne Essen für die Camper nach Hause.
Wie alles begann….
Schon an Tag 1 hat sich Yotta (der Erfinder des Miracle Mornings) Giselle als Coaching-Projekt ausgesucht. Als sie vor der Abfahrt in den Dschungel zitternd und weinend auf dem Balkon eines australischen Hotels steht, geht Yotta zu ihr und fragt sie was sie sich denn wünsche. Als sie darauf mit „Sicherheit und Geborgenheit“ (oder so ähnlich) antwortet, sagt er sie solle sich immer wieder sagen, sie seie sicher und geboren.
Auch hier ist der Ansatz nicht schlecht. Statt sich auf das negative zu konzentrieren, wird nach dem gesucht was Giselle fehlt, so dass sie es sich „selbst geben kann“.
und wie es im Camp weiter ging….
Im Camp geht es dann weiter mit Yottas Coaching-Versuchen an Giselle. Viele gute Ansätze verlaufen hier leider im Sand. So helfen ihr Sätze wie „Halt dir einfach das Gesicht zu, dann können dir Tiere nichts“ oder der Versuch die Angst kleinschrittig zu überwinden „Wir versuche nur den 1. Stern zu bekommen“ nicht weiter.
Yotta gibt Coaching mäßig echt alles um Giselle irgendwie dazu zubringen mit ihm die Prüfung zu machen. Wobei ihm eins etwas fehlt: Mitgefühl. So antwortet Giselle auf die Frage, ob ihr das Coaching denn gefalle sinngemäß mit: „Es ist zu hart.“
Yotta geht es bei der ganzen Aktion auch scheinbar eher darum, PR für sich als Coach zu machen, so sagt er nach der abgelehnten Prüfung zu Giselle „An meinem Coaching lag es nicht, es lag alles ganz alleine an dir“ (sinngemäß).
Ist Giselle nur selbst Schuld?
Hat Giselle doch nur einen Tag vorher mit dem Currywurstmann (dem Erzfeind Yottas) ein Prüfung abgelegt und dort ganze 8 Sterne gesammelt. Wie kann das sein, wo der Currywurstmann doch gar kein Coach ist?
Vermutlich liegt es daran, dass Giselle von Beginn an nie um ein Coaching bei Yotta gebeten hatte und sich von der ganzen Sache überfordert gefühlt hat.
Hinzu kommt, dass der Currywurstmann selbst ein viel ängstlicherer Typ ist. So hat er eine panische Angst vor Spinnen, und zeigt selbst immer wieder seine eigenen Ängste während er die Prüfung mit Giselle erfolgreich absolviert. Vielleicht ist es gerade die besondere Situation die Giselle dazu bringt über ihre Grenzen zu gehen. Denn sie sieht: Das ist noch jemand der Angst hat und der schafft es seine Angst fürs Team zu überwinden, dann kann ich das auch schaffen.
Im Vergleich dazu ist Yotta mit einer völlige Coolness in die Prüfung gegangen und hat so den Druck unterschwellig erhöht. Immer wieder hat er auf sie eingeredet während er super entspannt da lag. Dadurch hat sich ein viel größeres emotionales Gefälle ergeben als es am Vortag zwischen der ängstlichen Giselle und dem ängstlichen Currywurstmann der Fall war.
Trotz aller Kritik muss man Yotta zu Gute halten, dass er nach seinen nicht geglückten Coachinginterventionen immer wieder bei Giselle nachfragt, was er hätte besser machen können und sich bemüht die Kritik um zu setzen.
Was kann man als Coach nun daraus lernen?
1. Augenhöhe ist wichtiger als Tools
Als erstes wird hier mal wieder klar, dass der bessere Coach nicht der mit der tolleren Tools ist. Denn rein „technisch“ gesehen war Yottas Coaching das „bessere“. Doch letztlich konnte Giselle ihre Ängste bei Jemanden, der sich mit keinem Wort selbst als Coach definiert hat, besser überwinden. Wichtiger ist es also auf den Betroffenen einzugehen, sich auf Augenhöhe mit ihm zu unterhalten und Verständnis für seine Situation zu haben. Einen Rahmen zu schaffen der frei von Druck und Angst ist.
2. Nur Menschen coachen die den Wunsch danach haben
Außerdem sollte ein Coach nur Menschen coachen die klar den Wunsch dazu äußern. Wer nicht von sich aus zum Coach geht, sondern vom Coach als Klient „gefunden“ wird, bringt natürlich weniger Eigenmotivation mit als jemand der bewusst etwas an seinem Leben ändern will.
3. Ziel ist nicht das eigene Erfolgserlebnis
Hinzu kommt, dass der Coach nicht coachen sollte damit er am Ende selbst ein Erfolgserlebnis hat, sowie es bei Yotta der Fall zu sein scheint. Denn damit setzt man sich selbst und den Klient zusätzlich unter Druck. Wenn der Klient „versagt“ fühlt man sich selbst gekränkt, so wie es bei Yotta zu sehen war.
4. Im Notfall einfach mal die „goldene Frage“ stellen
Zum Abschluss bleibt die entscheidende Frage aus dem kleinen Coaching 1×1 den Yotta wohl einfach vergessen hat. So antwortet Giselle auf Yottas Frage „Was hätte ich im Coaching besser machen können?“ mit dem Satz: „Du hättest einfach mal Fragen können was ich brauche!“
Lesetipp:
Die Frage „Was brauchst du?“ sahen auch die Ärzte auf einem Vortrag über die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten als sehr sinnvoll an. Mehr zu diesem Vortrag erfährst du hier.