Von Autodidakten, Schulbankdrückern und Internetlernern

Ausbildungen zum Bäcker, Metzger, Verkäufer oder Arzthelfer sind den meisten bekannt. Doch wie man eigentlich Heilpraktiker wird, dass wissen die wenigsten. Das liegt vermutlich daran, dass es „Die Heilprakikter-Ausbildung“ als klassischen Ausbildungsberuf gar nicht gibt.

Kein Wunder, dass es dann auch immer wieder zu den beliebten Vorurteilen kommt:

Heilpraktiker sind Handaufleger, Wunderheiler, Spirituelle und Bekloppte.

„Die haben noch nicht mal etwas richtiges gelernt!“

und sind:

 „Eine Gefahr für die Menschheit“.

Mit diesen Vorurteilen möchte ich in diesem Blogartikel aufräumen.

 

Voller Naivität stürzte ich mich ins HP-Abenteuer:

Vielleicht sorgten all diese Vorurteile mit dafür, dass ich mich für den Heilpraktikerberuf entschieden habe. Denn durch etliche eigene Heilpraktikerbesuche und ein hohes medizinisches Interesse, dachte ich, ich wüsste und könnt eh schon längst alles, was man für die Heilpraktikerprüfung braucht.

Rückblickend betrachtet frage ich mich: Wie konnte ich so naiv sein?

Wie ich auf die Idee kam, dass das alles so leicht ist?

Vielleicht lag es auch daran, dass Heilpraktiker in Deutschland kein klassischer Ausbildungsberuf ist. Man geht also nicht in einer Berufsschule oder in einen Betrieb.

 

Wie wird man nun also Heilpraktiker?

Im Prinzip kann jeder Heilpraktiker werden wenn er:

  • mindestens 25 Jahre alt ist
  • mindestens Hauptschulabschluss hat
  • die Heilpraktikerprüfung (mündlicher und schriftlicher Teil) bei dem zuständigen Gesundheitsamt besteht.
  • keinen Eintrag im polizeilichen Führungszeugnis aufzuweisen hat

Super, dachte ich mir. Vier von Fünf Voraussetzungen habe ich schon erfüllt und die Prüfung, dass kann ja so schwer nicht sein, wenn man vom Bildungsgrad nur einen Hauptschulabschluss braucht.

Doch nicht umsonst fallen jedes Jahr schätzungsweise 70-80%, bei der Heilpraktikerprüfung durch. Je nach Bundesland und zuständigem Gesundheitsamt sind es noch mehr.

Denn die Prüfung umfasst etliche Themen, die fast ausschließlich schulmedizinischer Natur sind. Um sich auf diese Themen vorzubereiten gibt es verschiedene Möglichkeiten: 

Der Autodidakt

Ja, theoretisch ist es möglich, man kann sich komplett selbstständig auf die Heilpraktikerprüfung vorbereiten. Hier für liest man unendlich viele Bücher und hofft, dass das dann am Ende irgendwie reicht. 

Die Wahrscheinlichkeit, die Prüfung so zu bestehen, schätze ich als nicht ganz so hoch ein, seidern man hat bereits viel medizinisches Vorwissen, dann ist es vermutlich schon möglich. 

Vorteile:

  • man spart viel Geld
  • man lernt im eigenen Tempo

Nachteil:

  • man hat keinen Ansprechpartner
  • praktische Übungen fallen komplett weg
  • man braucht viel Ehrgeiz, da man völlig auf sich alleine gestellt ist

Die Vor-Ort-Schule

Vor-Ort-Heilpraktikerschulen gibt es viele, hier geht man, je nach Schule und Kurs, mehrere Tage monatlich bis täglich in eine Schule, in der man auf die Prüfung vorbereitet wird. Oft bieten diese Schulen dann auch direkt Kurse an in denen Behandlungsmethoden erlernt werden.

Vorteile:

  • ständiger Kontakt zu anderen HPAs
  • geregelte Lernzeiten
  • Kurse für andere Methoden (Kosten allerdings oft extra)

Nachteile:

  • weniger flexibel
  • meist hohe Kosten und schlechte Kündigungsbedingungen
  • nicht überall vorhanden

Die Fernschule

Last but not least bleibt die Fernschule. Hier gibt es unterschliedliche Modelle. Die einen schicken dir eigentlich nur die Skripte und dann kannst du sehen wie du klar kommst, andere haben ein umfassendes Betreuungssystem mit Foren, Videos, Lerngruppen und so weiter.

Ich habe mich damals für die Isolde Richter Schule entschieden, und kann daher auch nur über meine Erfahrungen an dieser Schule berichten. Ich lerne dort als „FSI“ das bedeutet „Fernschule Individuell“. Für mich verbindet sie die Vorteile der Vor-Ort-Schule und des eigenständigen Lernens. Ich lerne meine Skripte flexibel und in meinem Tempo und bekomme ein reichhaltiges Angebot an Unterstützung abseits des Skripts. Außerdem werden viele Kurse zu anderen naturheilkundlichen Themen angeboten, so dass man von Beginn an über den Tellerrand des Skripts hinaus sehen kann.

Vorteile:

  • vergleichsweise günstig
  • nicht an einen Ort gebunden
  • eigener Lernrythmus
  • je nach Schule auch Kurse zu anderen Themen
  • gute Kündigungsfrist (zumindest bei Isolde Richter)
  • großes Angebot an Austauschmöglichkeiten

Nachteile:

  • wer nicht diszipliniert genug ist, sollte lieber ein anderes Angebot wählen
  • für Vor-Ort-Kurse (z.B. Spritzenkurs, Untersuchungsmethdoen) müssen je nach dem wo man wohnt, weitere Strecken zurück gelegt werden, allerdings können diese Kurse ja auch an anderen HP-Schulen die näher liegen belegt werden

Was man dort genau lernt, erfahrt ihr im 2. Teil der Blogreihe mit dem Thema „Was lernt man eigentlich als Heilpraktiker?“

Und nach der Prüfung?

Wer es nun also geschafft hat, diese Prüfung zu bestehen, kennt sich super mit 50 verschiedenen Infektionskrankheiten, den lateinischen Begriffen der Knochen, Arterien und noch viel viel mehr aus. Das ist auch alles gut und sinnvoll, schließlich muss man den menschlichen Körper gut kennen um Gefahren einschätzen und Zusammenhänge verstehen zu könne. Doch wirklich naturheilkundlich arbeiten, kann man dann noch nicht.

In der Praxis arbeiten Heilpraktiker mit unterschiedlichsten Methoden. Von Homöopathie über Phytotherapie, Massagen, TCM über Schüsslersalze bis hin zur Irisdiagnose oder Blutegeln, das Spektrum der Handwerkzeuge ist unermesslich und muss natürlich auch erlernt werden.

Dazu besuchen Heilpraktiker und Heilpraktikeranwärter verschiedene Seminare in denen Sie von erfahrenen Heilpraktikern, Ernährungsberatern, Physiotherapeuten oder Ärzten Wissen übermittelt bekommen, welches sie dann zusammen mit dem Wissen über die Zusammenhänge im menschlichen Körper in ihrer Praxis anwenden.

Da ich für mich beschlossen habe, nach der Prüfung nicht in das „Eigentlich kann ich gar nichts – Loch“ zu fallen, habe ich bereits während meiner Ausbildung begonnen, auch Seminare für spätere Anwendungen zu besuchen. Das hat den Vorteil, dass ich weiter motiviert bleibe, weil ich sehe wofür ich das alles eigentlich mache und ich mich längere Zeit mit den Methoden auseinander setze und sie z.B. erst einmal an mir selbst anwende, bevor ich damit auf die Menschheit losgehe.

 

Dies ist der erste Teil einer Serie rund um das Thema Heilpraktikerausbildung, die weiteren Teile folgen demnächst, darin geht es unter anderem um die Fragen: Was lernt man eigentlich als Heilpraktiker und Heilpraktiker? – Ein „Heiler“ für Körper, Geist und Seele?

Wie wird man Heilpraktiker?

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